von Merhan » So Sep 21, 2025 12:14 pm
Auf dem Schmelzerhof in Belfalas - Mitte des Katzenmondes
Mit einer Steilstufe fällt das Breetal ins Savretal ab und der Pfad nimmt das Gefälle in das breite und wohlbestellte Haupttal Silurs mit einer Folge enger Kehren. Dann ist der Talgrund mit der Savre erreicht. Die immer belebtere und immer besser ausgebaute Straße folgt der linken Flussseite. Adelsland folgt auf Adelsland, Dorf auf Dorf und Kroog auf Kroog und bald ist die silurische Hauptstadt Belfalas erreicht.
Auf drei Vierteln ihres Umfangs steht eine doppelte Festungsmauer mit zahlreichen Türmen und Bastionen. Aber der dem Bel- Arad zugewandte Abschnitt ist niedergelegt und öffnet ein Viertel der Stadt mit Gärten und Parks zur Savre hin. Die prächtigen Wohntürme verraten, dass deren Besitzer beim Hausbau nicht knausern mussten.
Die anderen drei Viertel sind viel dichter bebaut, doch auch hier finden sich baumbestandene Plätze zwischen bescheideneren Häusern. Näherkommend sieht Prinz Berendor, dass auch das Glacis bebaut ist, die Mauern an vielen Stellen für Wege durchbrochen oder gar Teil von Gebäuden geworden ist.
„So haben die Mauern keinen Zweck“, tadelt Berendor, der selbstverständlich in Chalkis auch eine militärische Ausbildung genossen hat um als künftiger Oberbefehlshaber der Armee die Truppen des Kaiserreiches im Krieg führen zu können.
„Das ist wahr“, bestätigt Cylios Esbilar: „König Ragall hat bald nach der Befreiung Silurs durch die Lichtliga angeordnet, dass Belfalas entfestigt werden soll. Das Reich wollte nicht die Einnahmen von Jahrzehnten darauf verwenden Mauern instand zu setzen, welche weder die Silurer vor den Invasoren des Jahre des Feuers 407 n.P. noch die Invasoren vor der Lichtliga im Jahre 412 n.P. retten konnten. Statt wirkungsloser Mauern sollen künftig der Eintritt in das Kaiserreich Karcanon, solide Bündnisse, die Traumritter und die Gnade der Götter, Magie und Zauberei Silur schützen. Als Anführer der Traumritter Silurs fühle ich mich hier besonders willkommen. Es versetzt es mich immer wieder in Erstaunen, wie ein Plan, der vor über 30 Jahren geschmiedet worden ist von Silur konsequent umgesetzt wurde. Ragall sprach damals von Belfalas als Offener Stadt und so seht ihr hier eine Hauptstadt, deren Stärke nicht in ihren Mauern sondern in ihrem Volk und ihren Freunden gründet.“ Er nickt Prinz Berendor und Elfenkönig Katuum dankbar zu.
Katuum, zugleich Erzmagier des Kaiserreiches Karcanon seufzt. „Die Silurer haben die Katastrophe gut weggesteckt. Wisst ihr, es war nicht meine Absicht ein Viertel der Stadt zu zerstören, als ich die Macht des Bel- Arads einsetzte um die Mauern von Belfalas zu brechen und die Stadt sturmreif zu machen. Die Erdmagie ist mein Feld, doch der Bel- Arad war mit dem Dimensionstor im Innern und nach den Manipulationen im Jahre des Feuers instabil und wie ihr am Hagal erfahren habt zeigt Magie hier auf Silur oftmals spektakuläre Auswirkungen. So entfesselte ich Gewalten, die ich kaum bändigen konnte und verursachte mehr Schaden als ich wollte. Vor 33 Jahren war hier nichts als Verwüstung und Chaos und wir nannten die Savre den Blutfluss, weil das Wasser buchstäblich rot war vom Blut der Opfer. Aber den Silurern ist ihre Insel der Leib ihrer Göttin Dena und vielleicht kann deswegen aus der Insel Silur nichts anderes als ein Heim seines Volkes werden. Die Magie der Druiden und die Tatkraft der Arbeiter des Landes mögen alles, was es noch brauchte hinzugegeben haben.“
Sie erreichen das Morossentor. „Das Tor von Belfalas war das vorletzte Ereignis in meinem Spiel“, erinnert sich Berendor: „König Ragall von Silur erkennt Bofri als Kaiser von Karcanon an. Hier hat also der Weg Silurs in das Kaiserreich meines Vaters begonnen.“ Doch das Tor ist keine Befestigung mehr sondern ein Viertel der Metall- und Steinhandwerker, welches sich rings um das alte Stadttor erstreckt. Das Torhaus selber wurde zum Haus der Kheitara vom Blauen Biber, dem Bund der Metall- und Steinhandwerker in Belfalas umgebaut.
Wenige Schritte später hören sie eine Adelige und einen Steinmetz im Eingang seiner Werkstatt reden. Vor ihnen liegt ein dutzend Türstürze. Die adelige Kunden ist empört: „Ich habe Säulen bestellt und den Stein anliefern lassen. Sie aber meißeln mir Türstürze!“ „Da ist nichts dran zu ändern“, stellt der Handwerker mit größter Gelassenheit fest: „In den Steinen waren Türstürze verborgen und nichts anderes will ich daraus anfertigen. Ich mag dem Stein keine Gewalt antun, indem ich ihn zu einer schlechten Säule zwinge, die schnell verwittert und beim kleinsten Erdbeben bricht. Lieber forme ich ihn zu dem Türsturz, der ihm entspricht. Findet Steine für Säulen und ich werde euch beste Säulen anfertigen.“ „Rein gar nichts werdet ihr mir mehr anfertigen und auch ganz gewiss kein Silber sehen“, beendet die Adelige das Gespräch und geht davon.
Der Steinmetz kratzt sich am Kopf, während er die Steine vor sich anspricht: „Euch werde ich wohl der ALMAKAN anbieten. Zuletzt hatten sie wieder Bedarf und Magister Eigentorf ist ein rechter Handwerker, der den Stein versteht.“
Prinz Berendor fragt Erzmagier Katuum: „Siehst du Säulen oder Türstürze in Steinen?“ Der konzentriert sich auf die rohen und bearbeiteten Steine, die nahebei bereit liegen, kann aber die Eigentümlichkeiten, von denen der Steinmetz spricht nicht bemerken. „Mir sind sie gleich“, antwortet er: „Aber mancher Silurer scheint einen besonderen Blick für das Material, mit dem er arbeitet zu haben. Sie nennen das Volksmagie und darin gründet sich ihr Handwerk und ihre Baukunst.“
Sie gehen weiter. Bald darauf riecht es intensiv nach Feuer und schmelzendem Metall. Berendor und Katuum kommen auf einen weiten Hof mit einem frei stehenden Schmelzofen, der eine große Hitze abstrahlt. Aus der Esse warnt eine verzweifelte Stimme. „Antuco kanns nicht mehr halten! Der Ofen wird bersten! Gefahr! Gefahr!!“
Die Handwerker fliehen vor dem durchgehenden Ofen. Die Traumritter springen vor die Besucher Silurs und heben ihre Schilde ihnen Schutz zu geben.
Dann geht es sehr schnell. Ein Bersten ertönt, die Ofenwandung bricht und eine gewaltige Hitze brandet hervor. „KANDY“ Norje von Tobschalls Ruf an die Göttin ist eher ein Hilfeschrei als ein Stoßgebet, doch sie wird erhört. Der Hitzesturm braust über Berendor, Katuum und die Traumritter hinweg, vermag ihnen aber unter dem Schutz von Norjes Patronin nicht zu schaden. Heiße Trümmer prasseln gegen die Schilde und fallen harmlos zu Boden. Aus der glühenden Ruine des Ofens fließt flüssiges Metall in eine kleine Form zu seinen Füßen. Mit dem Metall schlüpft, nur kurz zu sehen, ein kleiner Elementargeist in Gestalt einer Flamme in die Form, aus der noch eine geraume Weile Metall hervorspritzt und unter Brodeln Dampf aufsteigt.
„Der Guss scheint gelungen. Keine Verletzten, aber der Ofen ist hin“, zieht eine kräftige, weibliche Stimme hinter ihnen zufrieden Bilanz. Eine ältere Frau mit breitem Grinsen im von Metallspritzern narbigen Gesicht, bekleidet nur mit einer ledernen Latzhose und Stiefeln wechselt den Hammer und die Zange, die sie trägt in die linke um Berendor und seinen Begleitern die Hand zu schütteln. „Willkommen auf dem Schmelzerhof der Kheitara vom Blauen Biber. Ich bin Atna Axhangerrer und die Meisterin hier.“
Die Traumritter in ihren schwarzen Lederrüstungen, mit den großen, nach silurischer Tradition runden Schilden, geschmückt mit den Symbolen ihrer göttlichen Patrone sind leicht zu erkennen und Cylios Esbilar als ihr Anführer ist auf dem Schmelzerhof wohlbekannt, schließlich erwirbt er hier Rüstungen und Waffen.
„Wohl reagiert Mädchen“, wird Norje von Tobschall, die junge Traumritterin von Atna Axhangerrer gelobt: „Das hätte Narben geben können. Die eisernen Schildreife haben sich bewährt, will ich meinen. Doch welche Gäste führt ihr uns auf den Hof?“
Norje von Tobschall stellt Prinz Berendor, König Katuum und Irene Sedrin Weideglück vor. „Da fällt mir doch der Hammer weg“, kommentiert Atna staunend. Dann fordert sie mit lauter Stimme auf, den Ehrengästen Silurs ein Eisernes Willkommen zu erweisen. Frauen, Männer und Lehrkinder, jeder auf dem Hof schlägt mit dem Werkzeug, welches er gerade in der Hand hält auf Eisen. Ein lauter Jubelruf beendet den Salut.
Anschließend erklärt sie das Unglück. „Wir Schmiede und Schmelzer Silurs arbeiten gerne mit Elementargeistern des Feuers zusammen, um besonders lauteres Metall zu gewinnen, es zu härten und zu formen und ihm Struktur zu verleihen. Wenn allerdings ein Elementargeist im Schmelzofen wirkt kann viel unvorhergesehenes passieren. Er kann mit der Holzkohle viel größere Hitze und Druck zu erzeugen als ein schlichtes, mit Blasebälgen getriebenes Feuer. Wir von der Kheitara der Blauen Biber arbeiten noch daran, die Öfen recht zu gestalten. Derweil schaffen Menschen und Elementarwesen unermüdlich. Es ist eine gedeihliche und produktive Zusammenarbeit. Lasst mich die Form zerschlagen und das Werkstück polieren und sehen, ob es als Geschenk der Kheitara für unsere Gäste taugt. Der Hof ist euer, scheut euch nicht Fragen zu stellen und Werkzeug in die Hand zu nehmen.“
Sie zerschlägt die Form und greift ein noch heißes Gußstück mit der Zange und trägt es in ein Nebengebäude um es weiter zu bearbeiten. Cylios Esbilar führt seine Begleiter zu einer Gruppe Bänke am Rande des Hofes um, unterstützt von einem Meister der Kheitara den Rittern und Besuchern das Handwerk der Waffenschmiede zu erläutern und die besonderen Methoden, wie man in Silur arbeitet. Die Lehrkinder gesellen sich sich zu ihnen und hören aufmerksam zu.
Ehe all die Eigentümlichkeiten der Handwerkskunst langweilen kehrt Meisterin Atna Axhangerrer zurück, einen Mörser samt Pistill tragend. „Das Werk ist gelungen, will ich meinen, auch wenn unser Elementargeist, der gute Antuco, jetzt im Schmiedefeuer jammert und sich Vorwürfe wegen des Ofens macht. Ganz gewiss braucht er alle Zuwendung der Kheitara, dass er wieder arbeiten kann.“ Mit diesen Worten präsentiert sie das Werk. Mörser und Pistill sind aus Kupfer und Zinn gegossen, doch die Metalle der Götter Anur und Pura sind nicht zu Bronze legiert sondern bilden silberne und rote Wirbel im Material. „So etwas kann nur ein Elementargeist schaffen“, sagt sie stolz und überreicht Katuum die Alchemiewerkzeuge: „Ich bin sicher, dieser Mörser ist besser geeignet als irgendein anderer auf Myra die widerstrebenden Elemente Wasser und Feuer, die Gegensätze von Geburt und Tod zu vereinen. Die Kheitara vom Blauen Biber möchte ihn als Geschenk überreichen und hofft von Ergebnissen der Alchemie der Talelfen zu hören.“
Katuum, König der Talelfen dankt. Durch ein rasch gebildetes Spalier ihre Werkzeuge zum Gruß erhebender Handwerker verlassen Traumritter und Ehrengäste, geführt von Cylios Esbilar den Schmelzerhof.
[b]Auf dem Schmelzerhof in Belfalas - Mitte des Katzenmondes[/b]
Mit einer Steilstufe fällt das Breetal ins Savretal ab und der Pfad nimmt das Gefälle in das breite und wohlbestellte Haupttal Silurs mit einer Folge enger Kehren. Dann ist der Talgrund mit der Savre erreicht. Die immer belebtere und immer besser ausgebaute Straße folgt der linken Flussseite. Adelsland folgt auf Adelsland, Dorf auf Dorf und Kroog auf Kroog und bald ist die silurische Hauptstadt Belfalas erreicht.
Auf drei Vierteln ihres Umfangs steht eine doppelte Festungsmauer mit zahlreichen Türmen und Bastionen. Aber der dem Bel- Arad zugewandte Abschnitt ist niedergelegt und öffnet ein Viertel der Stadt mit Gärten und Parks zur Savre hin. Die prächtigen Wohntürme verraten, dass deren Besitzer beim Hausbau nicht knausern mussten.
Die anderen drei Viertel sind viel dichter bebaut, doch auch hier finden sich baumbestandene Plätze zwischen bescheideneren Häusern. Näherkommend sieht Prinz Berendor, dass auch das Glacis bebaut ist, die Mauern an vielen Stellen für Wege durchbrochen oder gar Teil von Gebäuden geworden ist.
„So haben die Mauern keinen Zweck“, tadelt Berendor, der selbstverständlich in Chalkis auch eine militärische Ausbildung genossen hat um als künftiger Oberbefehlshaber der Armee die Truppen des Kaiserreiches im Krieg führen zu können.
„Das ist wahr“, bestätigt Cylios Esbilar: „König Ragall hat bald nach der Befreiung Silurs durch die Lichtliga angeordnet, dass Belfalas entfestigt werden soll. Das Reich wollte nicht die Einnahmen von Jahrzehnten darauf verwenden Mauern instand zu setzen, welche weder die Silurer vor den Invasoren des Jahre des Feuers 407 n.P. noch die Invasoren vor der Lichtliga im Jahre 412 n.P. retten konnten. Statt wirkungsloser Mauern sollen künftig der Eintritt in das Kaiserreich Karcanon, solide Bündnisse, die Traumritter und die Gnade der Götter, Magie und Zauberei Silur schützen. Als Anführer der Traumritter Silurs fühle ich mich hier besonders willkommen. Es versetzt es mich immer wieder in Erstaunen, wie ein Plan, der vor über 30 Jahren geschmiedet worden ist von Silur konsequent umgesetzt wurde. Ragall sprach damals von Belfalas als Offener Stadt und so seht ihr hier eine Hauptstadt, deren Stärke nicht in ihren Mauern sondern in ihrem Volk und ihren Freunden gründet.“ Er nickt Prinz Berendor und Elfenkönig Katuum dankbar zu.
Katuum, zugleich Erzmagier des Kaiserreiches Karcanon seufzt. „Die Silurer haben die Katastrophe gut weggesteckt. Wisst ihr, es war nicht meine Absicht ein Viertel der Stadt zu zerstören, als ich die Macht des Bel- Arads einsetzte um die Mauern von Belfalas zu brechen und die Stadt sturmreif zu machen. Die Erdmagie ist mein Feld, doch der Bel- Arad war mit dem Dimensionstor im Innern und nach den Manipulationen im Jahre des Feuers instabil und wie ihr am Hagal erfahren habt zeigt Magie hier auf Silur oftmals spektakuläre Auswirkungen. So entfesselte ich Gewalten, die ich kaum bändigen konnte und verursachte mehr Schaden als ich wollte. Vor 33 Jahren war hier nichts als Verwüstung und Chaos und wir nannten die Savre den Blutfluss, weil das Wasser buchstäblich rot war vom Blut der Opfer. Aber den Silurern ist ihre Insel der Leib ihrer Göttin Dena und vielleicht kann deswegen aus der Insel Silur nichts anderes als ein Heim seines Volkes werden. Die Magie der Druiden und die Tatkraft der Arbeiter des Landes mögen alles, was es noch brauchte hinzugegeben haben.“
Sie erreichen das Morossentor. „Das Tor von Belfalas war das vorletzte Ereignis in meinem Spiel“, erinnert sich Berendor: „König Ragall von Silur erkennt Bofri als Kaiser von Karcanon an. Hier hat also der Weg Silurs in das Kaiserreich meines Vaters begonnen.“ Doch das Tor ist keine Befestigung mehr sondern ein Viertel der Metall- und Steinhandwerker, welches sich rings um das alte Stadttor erstreckt. Das Torhaus selber wurde zum Haus der Kheitara vom Blauen Biber, dem Bund der Metall- und Steinhandwerker in Belfalas umgebaut.
Wenige Schritte später hören sie eine Adelige und einen Steinmetz im Eingang seiner Werkstatt reden. Vor ihnen liegt ein dutzend Türstürze. Die adelige Kunden ist empört: „Ich habe Säulen bestellt und den Stein anliefern lassen. Sie aber meißeln mir Türstürze!“ „Da ist nichts dran zu ändern“, stellt der Handwerker mit größter Gelassenheit fest: „In den Steinen waren Türstürze verborgen und nichts anderes will ich daraus anfertigen. Ich mag dem Stein keine Gewalt antun, indem ich ihn zu einer schlechten Säule zwinge, die schnell verwittert und beim kleinsten Erdbeben bricht. Lieber forme ich ihn zu dem Türsturz, der ihm entspricht. Findet Steine für Säulen und ich werde euch beste Säulen anfertigen.“ „Rein gar nichts werdet ihr mir mehr anfertigen und auch ganz gewiss kein Silber sehen“, beendet die Adelige das Gespräch und geht davon.
Der Steinmetz kratzt sich am Kopf, während er die Steine vor sich anspricht: „Euch werde ich wohl der ALMAKAN anbieten. Zuletzt hatten sie wieder Bedarf und Magister Eigentorf ist ein rechter Handwerker, der den Stein versteht.“
Prinz Berendor fragt Erzmagier Katuum: „Siehst du Säulen oder Türstürze in Steinen?“ Der konzentriert sich auf die rohen und bearbeiteten Steine, die nahebei bereit liegen, kann aber die Eigentümlichkeiten, von denen der Steinmetz spricht nicht bemerken. „Mir sind sie gleich“, antwortet er: „Aber mancher Silurer scheint einen besonderen Blick für das Material, mit dem er arbeitet zu haben. Sie nennen das Volksmagie und darin gründet sich ihr Handwerk und ihre Baukunst.“
Sie gehen weiter. Bald darauf riecht es intensiv nach Feuer und schmelzendem Metall. Berendor und Katuum kommen auf einen weiten Hof mit einem frei stehenden Schmelzofen, der eine große Hitze abstrahlt. Aus der Esse warnt eine verzweifelte Stimme. „Antuco kanns nicht mehr halten! Der Ofen wird bersten! Gefahr! Gefahr!!“
Die Handwerker fliehen vor dem durchgehenden Ofen. Die Traumritter springen vor die Besucher Silurs und heben ihre Schilde ihnen Schutz zu geben.
Dann geht es sehr schnell. Ein Bersten ertönt, die Ofenwandung bricht und eine gewaltige Hitze brandet hervor. „KANDY“ Norje von Tobschalls Ruf an die Göttin ist eher ein Hilfeschrei als ein Stoßgebet, doch sie wird erhört. Der Hitzesturm braust über Berendor, Katuum und die Traumritter hinweg, vermag ihnen aber unter dem Schutz von Norjes Patronin nicht zu schaden. Heiße Trümmer prasseln gegen die Schilde und fallen harmlos zu Boden. Aus der glühenden Ruine des Ofens fließt flüssiges Metall in eine kleine Form zu seinen Füßen. Mit dem Metall schlüpft, nur kurz zu sehen, ein kleiner Elementargeist in Gestalt einer Flamme in die Form, aus der noch eine geraume Weile Metall hervorspritzt und unter Brodeln Dampf aufsteigt.
„Der Guss scheint gelungen. Keine Verletzten, aber der Ofen ist hin“, zieht eine kräftige, weibliche Stimme hinter ihnen zufrieden Bilanz. Eine ältere Frau mit breitem Grinsen im von Metallspritzern narbigen Gesicht, bekleidet nur mit einer ledernen Latzhose und Stiefeln wechselt den Hammer und die Zange, die sie trägt in die linke um Berendor und seinen Begleitern die Hand zu schütteln. „Willkommen auf dem Schmelzerhof der Kheitara vom Blauen Biber. Ich bin Atna Axhangerrer und die Meisterin hier.“
Die Traumritter in ihren schwarzen Lederrüstungen, mit den großen, nach silurischer Tradition runden Schilden, geschmückt mit den Symbolen ihrer göttlichen Patrone sind leicht zu erkennen und Cylios Esbilar als ihr Anführer ist auf dem Schmelzerhof wohlbekannt, schließlich erwirbt er hier Rüstungen und Waffen.
„Wohl reagiert Mädchen“, wird Norje von Tobschall, die junge Traumritterin von Atna Axhangerrer gelobt: „Das hätte Narben geben können. Die eisernen Schildreife haben sich bewährt, will ich meinen. Doch welche Gäste führt ihr uns auf den Hof?“
Norje von Tobschall stellt Prinz Berendor, König Katuum und Irene Sedrin Weideglück vor. „Da fällt mir doch der Hammer weg“, kommentiert Atna staunend. Dann fordert sie mit lauter Stimme auf, den Ehrengästen Silurs ein Eisernes Willkommen zu erweisen. Frauen, Männer und Lehrkinder, jeder auf dem Hof schlägt mit dem Werkzeug, welches er gerade in der Hand hält auf Eisen. Ein lauter Jubelruf beendet den Salut.
Anschließend erklärt sie das Unglück. „Wir Schmiede und Schmelzer Silurs arbeiten gerne mit Elementargeistern des Feuers zusammen, um besonders lauteres Metall zu gewinnen, es zu härten und zu formen und ihm Struktur zu verleihen. Wenn allerdings ein Elementargeist im Schmelzofen wirkt kann viel unvorhergesehenes passieren. Er kann mit der Holzkohle viel größere Hitze und Druck zu erzeugen als ein schlichtes, mit Blasebälgen getriebenes Feuer. Wir von der Kheitara der Blauen Biber arbeiten noch daran, die Öfen recht zu gestalten. Derweil schaffen Menschen und Elementarwesen unermüdlich. Es ist eine gedeihliche und produktive Zusammenarbeit. Lasst mich die Form zerschlagen und das Werkstück polieren und sehen, ob es als Geschenk der Kheitara für unsere Gäste taugt. Der Hof ist euer, scheut euch nicht Fragen zu stellen und Werkzeug in die Hand zu nehmen.“
Sie zerschlägt die Form und greift ein noch heißes Gußstück mit der Zange und trägt es in ein Nebengebäude um es weiter zu bearbeiten. Cylios Esbilar führt seine Begleiter zu einer Gruppe Bänke am Rande des Hofes um, unterstützt von einem Meister der Kheitara den Rittern und Besuchern das Handwerk der Waffenschmiede zu erläutern und die besonderen Methoden, wie man in Silur arbeitet. Die Lehrkinder gesellen sich sich zu ihnen und hören aufmerksam zu.
Ehe all die Eigentümlichkeiten der Handwerkskunst langweilen kehrt Meisterin Atna Axhangerrer zurück, einen Mörser samt Pistill tragend. „Das Werk ist gelungen, will ich meinen, auch wenn unser Elementargeist, der gute Antuco, jetzt im Schmiedefeuer jammert und sich Vorwürfe wegen des Ofens macht. Ganz gewiss braucht er alle Zuwendung der Kheitara, dass er wieder arbeiten kann.“ Mit diesen Worten präsentiert sie das Werk. Mörser und Pistill sind aus Kupfer und Zinn gegossen, doch die Metalle der Götter Anur und Pura sind nicht zu Bronze legiert sondern bilden silberne und rote Wirbel im Material. „So etwas kann nur ein Elementargeist schaffen“, sagt sie stolz und überreicht Katuum die Alchemiewerkzeuge: „Ich bin sicher, dieser Mörser ist besser geeignet als irgendein anderer auf Myra die widerstrebenden Elemente Wasser und Feuer, die Gegensätze von Geburt und Tod zu vereinen. Die Kheitara vom Blauen Biber möchte ihn als Geschenk überreichen und hofft von Ergebnissen der Alchemie der Talelfen zu hören.“
Katuum, König der Talelfen dankt. Durch ein rasch gebildetes Spalier ihre Werkzeuge zum Gruß erhebender Handwerker verlassen Traumritter und Ehrengäste, geführt von Cylios Esbilar den Schmelzerhof.