Kultur aus Silur

Das Brett für alle Dinge rund um Karcanon, das älteste Segment von Myra. SpielerInnen können hier auch gerne bereits genehmigte Kulturtexte veröffentlichen.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Das Kindertotenhaus - Ende des Adlermondes

Am Mittag des Folgetages klart es auf. Mit dem Wind lässt auch die Kälte nach und die Luft hat plötzlich jene göttliche Klarheit, die man gelegentlich im Hochgebirge findet. Die umliegenden Gipfel, ja der ferne Bel- Arad scheinen zum Greifen nahe. Ihrem Führer, dem Traumritter Estel Eisendraht ist die Erleichterung anzusehen. Bei gutem Wetter werden sie Orsos schnell und gefahrlos erreichen. Prinz Berendor erspäht auf einem nahen Felsbuckel ein kleines Steinhaus. Überrascht fragt er Estel Eisendraht nach dem Gebäude.
„Das ist ein Kindertotenhaus“, antwortet der Traumritter bedrückt. Der Prinz blickt ihn ratlos an. „Vielleicht sollten wir es aufsuchen. Es mag euch zu denken geben“, ergänzt Estel.
Eine kurze Kletterpartie bringt sie auf die Kuppe mit dem Haus. Es ist nur zwei auf zwei Schritt groß, schlicht und sorgfältig aus dem anstehenden Stein gemauert. Näherkommend sehen sie einen Eingang ohne Türe und ein Fenster, das zum Bel- Arad geht. „Da ist jemand drinnen“, erkennt Berendor und deutet auf eine kleine Gestalt, die reglos auf einer steinernen Bank sitzt. „Hier?“
Estel Eisendraht ist zum Prinzen getreten und liest für ihn die Runeninschrift auf dem Türsturz: „DINAND WACHT FÜR EUCH“. „Dinand?“, spricht Berendor den Wächter an. „Er wird euch nicht hören“, erklärt ihm der Traumritter traurig: „Er ist seit Jahrhunderten tot. Das Erste Volk Silurs, das lange vergangen ist hat vor Pondaron dieses Haus und dutzende weiterer gebaut. Kindertotenhäuser. Wir heutige glauben, dass sie das Kostbarste opferten, was sie hatten. Ihre Kinder. Die Kälte hat sie bewahrt und so wachen sie noch heute.“
Prinz Berendor ist empört: „Das ist entsetzlich! Wie konnten sie?“ Estel Eisendraht antwortet ernst: „Was wollt ihr opfern denn das Allerkostbarste wenn die Not groß ist und euer Glaube an die Götter fest? Gold?“
„Wir Silurer glauben, dass schon das Erste Volk, unsere Vorgänger die Pflicht hatte den Lavadienern zu helfen das Tor im Bel- Arad geschlossen zu halten und alle ihre Kindertotenhäuser sind auf den Bel- Arad ausgerichtet. Vielleicht gehorchen Dinand und seine Gefährtinnen und Gefährten in den anderen Totenhäusern der gleichen Pflicht, der ihr auf dem Gipfel des Lichtberges am Stein der Dena gehorcht habt.“
„Sie sind schöne Kinder, makellos und gesund, die in den Totenhäusern als Opfer starben. Ich bin sicher, dass sie von ihrem Volk, ihren Eltern, ihren Freunden geliebt wurden. Sie tragen Spielzeug in den Händen und sie tragen die schönen Kleider ihres Volkes, doch aus dünnen Stoff, dass sie, regungslos in der Kälte ausharrend, schnell erfroren. Sie wurden nicht eingesperrt, oder gefesselt, oder vorab getötet, sondern sie harrten freiwillig aus, ihren Opfertod durch die Kälte erwartend. Ich glaube, sie wussten um die Bedeutung ihres Todes und haben ihn gläubig und für ihre Gemeinschaft erwartet.“
„Wir wollen wollen das Totengebet für sie sprechen, wie es Sitte in Silur ist, wenn zu einem Ort des Todes tritt: Gehe mit dem Segen der Götter, möge Horcan dich geleiten...“
Schweigend und nachdenklich verlassen sie die steinige Kuppe mit dem einsamen Totenhaus in dem ein tapferes Kind seit Ewigkeiten wachend auf den Bel- Arad blickt.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Die Traumritter - Anfang des Katzenmondes

Das Wetter bleibt kalt und klar, und obwohl nachts der Frost beißt ist das Vorankommen leichter als zuvor. Endlich rasten sie oberhalb eines breit ausgeschobenen Tales. Im Talgrund, tief unter ihnen steht eine kleine, sechseckige Burg, auf einer runden, steinigen Kuppe, mit einer von sechs Türmen verstärkten Ringmauer an der entlang Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet wurden. Am Fuß der Kuppe wachsen Bäume dicht an dicht. Im Phialae liegen, aneinandergeschmiegt, Bauernhäuser, Ställe und Scheunen, im Peristera der Kuppe beginnt eine Schlucht, so tief eingeschnitten, als ob sie Silur spalten will. Auf dem sonnigen Machairashang des Tales unter ihnen weiden Schafe und Ziegen, der schattige Ophishang gegenüber ist mit dunklen Nadelbäumen bis hoch zur Baumgrenze bewaldet. Oberhalb ist nichts als Stein und Eis und Himmel.
Cylios Esbilar beschreibt den Ausblick: „Dies ist unsere Burg - die Ordensburg der Traumritter des Weißen Kreuzes! Es ist eine Gründung des Traumritters Lystram von Aetate, der Anfang des dritten Jahrhunderts nach Pondaron die Schuld für eine Niederlage des Reiches Metharia auf Kiomba auf sich nahm und mit Exil bestraft wurde. Er ließ sich im Jahre 204 n.P. hier nieder, um Kinder des Silurischen Adels im Geiste des Traumrittertumes zu erziehen. Man sagt der Familie von Aetate nach, sie habe stets exponierte Stellungen gewählt. Der Weg, die sich im Dorfe unten, in Orsos gabelt kommt von Belfalas empor. Der Arm nach Klados führt tiefer nach Morossos hinein. Der Arm nach Lychnos aber windet sich empor nach Ersor, zur Festung Salonien, lange Zeit eine Stellung des Zardos und weiter zu den Gipfeln des Bel- Arad mit seinem Dimensionstor, welches den Darkon in der Innenwelt einsperrt.“
König Katuum und Kaisererbe Berendor werden von den Traumrittern in die Mitte genommen und auf einen Ziegenpfad steigen sie abwärts. Bald lassen sie Eis und Fels hinter sich, gehen über die grünen Viehweiden des Hanges und schließlich durch das Wäldchen. Kaz Kalundheimen, der flinke Traumritter des Horcan läuft voraus die Besucher anzukündigen.
Erzmagier Katuum bittet um eine Pause und weist auf die niedrig wachsenden Bäume um sie herum. „Sind dies Weißblütenbäume, auch Ebereschen oder Vogelbeeren genannt, dem Gelehrten als Sorbus Aucuparia bekannt?“ „In der Tat“, antwortet Lura Baronin von Brattland, die Traumritterin der Jaffna stolz: „Der Wald geht auf einen Schössling zurück, den Lystram von Aetate ins Land brachte. Hier, wo das Licht gegen die Finsternis steht wachsen sie besonders gut. Es ist das beste Holz für Bögen in den Händen der Kämpfer des Lichtes und Stäbe aus diesem Holz leisten Magiern, wenn sie gegen Dämonen kämpfen ausgezeichnete Dienste. Nicht zu vergessen, dass die Frucht eine wertvolle Komponente der Magie ist.“ Katuum nickt. All diese Dinge zu haben würde er wahrlich schätzen und er würde sie im Interesse des Kaiserreiches gut verwenden. Lura, mit Jaffnas Gabe der tiefen Einsicht in die Seele von Mensch und Elf gesegnet ist es nicht entgangen.
Entlang der Rampe, die das Burgtor mit dem tiefer gelegenen Dorf verbindet haben die Bewohner der Burg Aufstellung genommen, von der geringsten Viehmagd über die meist adeligen Schüler bis hin zu den Traumrittern in ihren schwarzen Rüstungen. Reisige nehmen den Wanderern das Gepäck ab, Knappen bringen Wasser und Tücher, dass sie sich den Staub von Händen und Gesicht waschen und Cylios Esbilar höchstselbst öffnet in traditioneller Ergebenheitsgeste seinen künftigen Kaiser Berendor und dem hochverehrten Elfenkönig Katuum das Burgtor.
Zum Festmahl werden die Gäste in der trapezförmigen Großen Halle empfangen. Ein Gemälde schmückte die lange Wand gegenüber den Silurischen Fenstern. Dargestellt ist die Burg Aetate, Heimat von Traumritter Lystram und ihr Fall, Ursache seines Exils auf Silur.
Cylios Esbilar sitzt der Tafel vor, rechts und links sitzen die Ehrengäste, Berendor und Katuum. Der Platz neben Katuum wurde Boxcalf Burbaki zugewiesen, dem Lehrer für Strategie und Taktik und Traumritter des Thagoth. Er berichtet über die Schwierigkeiten Knappen für den Orden zu gewinnen: „Der Silurer schätzt den Kampf auf Distanz, ist mit dem Bogen geübt und zieht die zweihändige Hellebarde, mit der er den Gegner von sich fern hält dem Schwert und dem Schild des Traumritters vor. Schwierig ist es auch, die Zauberwirker Silurs für das Traumrittertum zu begeistern. Natürliche Zauberwirker zieht es zur ALMAKAN, zur Magierakademie oder zum KRANGOS, zum Großen Tempel, gar in die Kreise von Druiden und Schamanen wo sie sich alleine auf das Zaubern konzentrieren. Eine vielversprechende Kandidatin sagte mir, im Kampf würde sie Waffen und Rüstung fortwerfen und ihre Magie wirksamer einsetzen als Ordensschwestern und -brüder göttliche Gaben und Waffen. Wir boten ihr an, das zu demonstrieren. Sie hat Recht behalten. Wir gewinnen praktisch ausschließlich Personen, die keine natürliche Begabung zur Magie besitzen und auf die Gaben der göttlichen Patrone angewiesen sind, wenn sie dennoch zaubern wollen. Möglicherweise müssen wir unsere Rolle überdenken, sind vielleicht in Silur nur Erste Reihe, Deckung für Bogenschützen und Zauberwirker die hinter uns agieren.
Die Nachbarin von Berendor ist schweigsam und der Prinz braucht alle in Chalkis erlernte Beredsamkeit sie aus der Reserve zu locken. Schließlich gelingt es ihm ihren Namen herauszufinden: „Aki Eibenblatt? Gräfin Helne Värmann hat euch Heldin des Friedens mit den Dunkelelfen in Ersor genannt! Aki wiegelt ab. Sie sei vor allem Botschaft gewesen. Sie glaubt, dass sich die Kultur der Dunkelelfen in den Jahren um 435 n.P. gewandelt hat und dass sie ein Signal des Friedens überbringen durfte, das Silurs verstanden und akzeptiert hat. Aki glaubt, mit der Mehrheit der Silurer, dass unter den Dunkelelfen lange eine Gruppe dominierte, die Pottundy verehrte und verantwortlich war für Attentate, die auf Silur geschehen sind. Später hat sich in der sicheren Zuflucht Salonien eine andere Gruppe durchgesetzt, die Parana anbetet und Silur die Gabe der Friedensgöttin, den Frieden angeboten hat.
Prinz Berendor ist erstaunt: „Ihr vertraut einem Volk welches die Göttin des Wahnsinns verehrte, dass es nun die Göttin des Friedens anbetet, obwohl sich beide Göttinnen spinnefeind sind?“ Aki nickt. Sie hat den Friedenswunsch der Dunkelelfen wohl hunderte male bezeugt und trotz des gemeinsamen Friedenstempels auf der Grenze zwischen Silur und Ersor ist in Silur Furcht und Misstrauen geblieben und bei den Dunkelelfen gewiss nicht minder. Der Friede ist fragil.
Berendor bohrt nach: „Und Gerechtigkeit? Die Morde? Die Attentate?“ Aki seufzt: „Wir werden sie nicht aufklären und deswegen können wir niemanden verfolgen und niemanden vor Gericht stellen. Wir können es nicht riskieren einen Täter aus dem Volk der Dunkelelfen zu ermitteln. Der Ruf nach Gerechtigkeit und Strafe wäre die Folge, würde Silur in einen Konflikt mit Ersor stürzen und dort der Pottundyfraktion Auftrieb geben. Neue Morde würden geschehen. Ich weiß, die Dunkelelfen haben Parana, den Frieden gewählt. So stellten sie uns Silurer vor die Wahl zwischen Artans Gerechtigkeit und Paranas Frieden und wir haben gleich den Dunkelelfen Parana gewählt.“
Am Folgetag bittet Burgherr Cylios Esbilar den Hohen Besuch, Traumritter und Knappen, ja ihn selber zu unterweisen. Sicher ist auf Myra kaum jemand gleich dem Erzmagier Katuum qualifiziert, Zauberkunde zu lehren, ein zentrales Wissen für alle Traumritter, die ja das Kaiserreich gegen böse Magier, die Kreaturen der Dunkelheit und die Kulte der Finsteren Sechs verteidigen. Und kaum jemand kann besser als Kronprinz Berendor, der künftiger Kaiser Karcanons die Kultur des Reiches seines Vaters, dessen Politik und Institutionen erklären. So stärken die beiden hohen Gäste als Lehrer das enge Band zwischen den Traumrittern Silurs und dem gemeinsamen Kaiserreich.
Der Tag des Abschieds schließlich sieht die Schwertleite für eine eine Gruppe junger Traumritteraspiranten, die feierlich in den Ritterstand erhoben werden. Nach Anrufung der Götter des lichten Pantheons, unter Chnums Himmel und auf Denas Erde legten Berendor und Katuum den Knappen die Sporen an, gürten sie mit dem Schwert und überreichten ihnen den Schild mit den Zeichen der göttlichen Patrone, welche die angehenden Ritter sich zuvor erwählt haben und von denen sie als Paladine akzeptiert worden sind. Ein dreifacher Schlag in den Nacken, Zeichen der demütigen Unterwerfung des Traumritters unter die Gewalt der Götter, der Herrscher und des Traumritterordens beendet die Zeremonie.
Angeführt von Cylios Esbilar und von einer Ehrengarde der Traumritter begleitet verlassen Berendor und Katuum die Ordensburg des Weißen Kreuzes um durch das Breetal abwärts nach Bresos zu gelangen, dem Hauptort von Vrenschild, der Grafschaft Prinz Berendors auf Silur.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Die Kaiserliche Grafschaft Vrenschild - Anfang des Katzenmondes

Als Graf von Vrenschild ist Prinz Berendor auch Teil des Silurischen Adels. Auf der Reise in seine Grafschft erklärt Cylios Esbilar Prinz Berendor dessen Kultur: „Bisher seid ihr vor allem entlang der Pilgerstraße durch abgelegene Landesteile Silurs gereist. Dort habt ihr das Silur der Freien Familien kennengelernt, die an die Gleichheit, die Freiheit und an die Geschwisterlichkeit der Menschen, wohl möglich aller Wesen glauben. Ich möchte euch mit der Welt des Silurischen Adels vertraut machen.“
„Sicher schon auf der Silurfahrt, im ersten Jahrhundert nach Pondaron, selbstverständlich angeführt von König Jermay, dem ersten Herrscher und ganz gewiss in den folgenden Jahrzehnten traten einzelne Personen durch Kompetenz, Autorität und Kampfkraft hervor, Anführer, Adelige von Natur aus. Zum Wohle aller organisierten sie die Gesellschaft, im bewährten Muster von Herr und Bauer, in dem der Fürst die Last der Führung und die Verantwortung für die Verteidigung übernimmt um dem Bauern ein sicheres und einträgliches Leben zu ermöglichen, zum gemeinsamen Nutzen beider. So entstanden unter diesen Anführern Adelsländer in den bevorzugten, fruchtbaren Landesteilen Silurs, an deren Rande Wildnis wucherte, noch darauf wartend urbar gemacht zu werden.“
„Nicht alle wollten sich in dieses gelungene Gesellschaftsmodell einfügen und manche versuchten in kleinen Gruppen in der Wildnis zu überleben, eigneten sich Ländereien an, die zwar nicht erschlossen waren, aber natürlich einen Herren hatten. Dieses Treiben suchte der Adel selbstverständlich zu unterbinden und in der Folge kam es zu manchem Konflikt. Mit dem Widerstand der Besatzer lohnte sich bald die Rodung der Wälder und der Pfadbau im Gebirge nicht mehr und der Adel konnte diese, allen nutzbringende Aufgabe nicht mehr leisten. Er konzentrierte sich auf das Wohlergehen seiner Bauern und ließ den Freien Familien die Wildnis.“
„Später haben Druiden diese Trennung ideologisch untermauert, indem sie der Wildnis Bedeutung für die Fruchtbarkeit Silurs zuwiesen und sie konnten viele Personen vom Erhalt der Wildnis überzeugen und so mit der Trennung Silurs in Nutzland und Wildland die Rolle der Freien Familien festschreiben.“
„Bei der Eroberung Silurs im Jahre des Feuers 407 n.P. leistete der Adel einen fürchterlichen Blutzoll beim heroischen Versuch Silur zu verteidigen. Alle Mühen waren vergebens und viele Geschlechter des Adels erloschen. Nach dem Exil musste der Adel erleben, dass König Ragall altes Adelsland, deren direkte Erben gefallen sind den Freien Familien übereignete, die ohne große Verluste im Exil die Invasion überstanden haben. Zugleich mussten bewährte und verdiente Adelige akzeptieren, dass sie als Verwalter des Landes nicht mehr erwünscht waren, weil gewählte Hauptleute mit den Stimmen der Freien Familien in den Kronrat, das alte Adelsparlament Silurs einzogen, jetzt Amon- Gawaith genannt, ein geschwätziges Gebäude der Gewöhnlichen.“
„Ist das so?“ fragt Prinz Berendor Ekne Vent, eine junge Ritterin, die neben ihm geht und sich mit ihrem Schild das die Hinde, die Hirschkuh zeigt zu ihrer Patronin Dena bekennt. Berendor erinnert sich, dass er selber sie in der gestrigen Zeremonie gespornt und gegürtet hat.
Sie lacht und winkt ab: „Es gibt immer viele Wahrheiten und wohl möglich hat jeder seine eigene. Was Cylios Esbilar sagt ist die Wahrheit vieler Adeliger, auch vieler Traumritter, die er sich zu Eigen gemacht hat. Tatsächlich sind die Mehrheit der Hauptleute adelig, weil ein gewisses Vermögen, über das wohl jede Adelsfamilie verfügt und eine gewisse Ausbildung, die vor allem die Kindern des Adels genossen haben Voraussetzung für das Amt ist. Wenn er von einem geschwätzigen Gebäude der Gewöhnlichen spricht disqualifiziert sich der Adel selber. Der hat im Jahre 407 Blut gelassen, doch das haben die Freien Familien auch. Es gab und gibt hervorragende und sich selber aufopfernde Anführer unter den Adeligen, die ihre Bauern mit ihrem Leben verteidigt haben und mit ihrem Vermögen für sie eingestanden sind und auch heute vorbildlich für sie einstehen, doch genau so gab und gibt es Bauernschinder und Ausbeuter. Vielleicht lest ihr einmal die „Jüngere Geschichte Silurs“ von Arvesta Borlinga. Sie orientiert sich am Königtum und ist in weiten Teilen eine Hagiographie Ragalls von Silur, stellt aber auch die Sicht der Freien Familien da. Ich habe gehört, dass Van Sverresgard eine Geschichte Silurs aus druidischer Sicht schreibt. Keine Sicht ist umfassend wahr und alle beleuchten unterschiedliche Aspekte, doch wer sie gemeinsam betrachtet gewinnt ein Bild das vielfältiger und vollständiger ist als jemand, der sich eine Sicht zu Eigen nimmt und auf deren alleinige Wahrheit beharrt.“
Den Weg das Breetal hinab begleitet die gewohnte Bequemlichkeit der Krooge die Gruppe und ohne weitere Ereignisse wird Bresos, das Dorf der Grafschaft Vrenschild erreicht. Die adeligen Besucher werden erwartet. Jeder Haushalt hat eine beige und blaue Fahne ausgehängt, die Bauern stehen in ihren besten Kleidung, ebenfalls in beige und blau, den Farben ihrer Tracht vor den Türen und verneigen sich so tief sie es vermögen vor Berendor, ihrem Grafen und künftigen Kaiser Karcanons.
Morossos ist ein Amonsolunda, eine Krongemeinschaft, die dem König Silurs eigen ist und aus der er Gebiete herauslösen kann, um sie als Lehen zu vergeben. Kronprinz Berendor hat daraus die Grafschaft Vrenschild von Ragall, seinerzeit noch König von Silur als Geschenk zu seinem 12. Geburtstag erhalten. Tatsächlich ist sie, wie alle Adelsländer Silurs nur ein winziges Gebiet, ein Teil des Breetales mit Wäldern und Weiden, dem Dorf Bresos mit einer Walkmühle, der Werkstatt eines Wagners, dem Denatempel und schließlich dem Silurische Haus, der Residenz der Vogtin.
Mit dem sicheren Blick eines Adeligen erkennt Berendor, dass seine Grafschaft wohl verwaltet ist. Aknes Galba, die ihm von Ragall von Silur als Vogtin empfohlen wurde ist offenbar eine ausgezeichnete Wahl. Die Häuser sind proper, die Bauern und das Vieh gesund, ein Murengang auf einem fernen Hang befindet sich in Aufforstung.
Seinem Zug schließen sich alle Untertanen, vom Greis bis zu den kleinsten Kindern auf den Armen ihrer Eltern an. Schließlich ist der Dorfplatz erreicht. Herab aus der Pforte des auf einer Anhöhe gelegenen Silurischen Hauses, traditioneller Wohnsitz des Inseladels kommen seine Reisigen, angeführt von der Vogtin, aus dem Tempel der Dena tritt der Priester der Gemeinde. Zur Bequemlichkeit von Prinz Berendor, der hier Graf von Vrenschild ist wird ein gepolsterter und geschmückter Stuhl herangetragen.
Wie es das Silurische Recht beim ersten Einzug eines Adeligen in sein Adelsland vorsieht huldigen ihm seine Untertanen, schwören Gefolgschaft und Treue. Leven Clockwell, der Priester der Dena bittet zu Beginn um den Segen der Göttin des Heimes für alle anwesenden. Anschließend predigt er über einen Spruch eines Mundes Denas, überliefert im Tar- Aim- Krang, dem heiligen Buch der Religion des Volkes Silur: „Dena sagt - Bei meinem Aufbruch habe ich jedem einen Besen aus der Kammer geholt, aber nur einen Sessel und einen Schemel aufgestellt. Wenn ich mein Haus betrete, ist Staub in jedem Besen?“ In Silur wird der Adelsstand mit seinen Privilegien weithin akzeptiert, doch die Privilegien wollen verdient sein. Tradition und Erbe alleine rechtfertigen in Silur keine Herrschaft.
Graf Berendor erhebt sich aus seinem Sessel. Vor ihm kniet zunächst Leven Clockwell, der Priester nieder um Gefolgschaft und Treue zu beeiden. Der Schwur von Aknes Galba, der Vogtin, die als zweite vor ihm kniet beinhaltet neben Treue und Gefolgschaft auch rechtes Wirtschaften, ist sie dem Grafen doch zusätzlich als Verwalterin seiner Güter verpflichtet. Dann huldigt das ganze Dorf, Bäuerinnen und Bauern, die Müllerin und der Wagner und alle Familienangehörigen, verspricht seinem Herren gemeinsam Gefolgschaft und Treue. Wie es vom Landesherren verlangt wird verspricht Graf Berendor, der zuvor von Cylios Esbilar zuvor über das Ritual unterrichte worden ist die verbrieften und gewohnten Rechte seiner Untertanen zu achten und ruft, wie es von ihm nach der Huldigung erwartet wird einen Festtag aus, an dem er Jedermensch frei halten will. Im Gegenzug gewährt im seine Grafschaft, ebenso den Erwartungen folgend eine Sondersteuer um die Kosten der Huldigung zu begleichen. Prinz Berendor führt König Katuum, Cylios Esbilar und die Traumritter und Aknes Galba samt den Reisigen hoch zum Silurischen Haus, das seit 12 Jahren das seine ist und das er heute das erste mal betritt.
Berendor berichtet: „König Ragall von Silur hat mir die traditionellen Residenzen des Silurischen Adels beschrieben: Ein festes Haus mit dicken Mauern, Schießscharten, einem hochgelegenen Eingang und einer Wehrplattform auf dem Dach, als Bauform etabliert in den konfliktreichen Jahren des dritten Jahrhunderts nach Pondaron, wohl geeignet dem Heerbann eines adeligen Rivalen, einem Kriegshaufen der Freien Familien, plündernden Piraten oder streunenden Monstern zu widerstehen. Mit Vorratsräumen und Küche im Erdgeschoss, mit einer Halle im Obergeschoss, zugleich Speise- und Festsaal, Tempel des Chnum und Schlafplatz der Reisigen und mit Kammern für die Adelsfamilie darüber vereint so ein Silurisches Haus viele Funktionen und ist zugleich hoch aufragendes Symbol der Adelsherrschaft.“
„Ich habe dieses Haus gemeinsam mit dem architekturbegeisterteten Ragall gezeichnet. Wir haben die Bauform kriegerische Jahrhunderte in die Gegenwart transformiert, mit Silurischen Fenstern statt Schießscharten um Licht in die Mauern zu lassen, mit einer Treppe zum Eingang im ersten Stockwerk statt einer einziehbaren Leiter und mit einem Satteldach mit Kammern für die Reisigen statt einer nicht mehr benötigten Wehrplattform.“
„Auch wenn ich sie heute das erste mal betrete kenne ich meine Grafschaft gut. Ragall hat mir jedes Halbjahr die Berichte von Aknes Galba vorgelegt und mir die Steuern vorgerechnet. Er übergab mir die Verantwortung für Vrenschild, und auch wenn er Anregungen gab war es doch stets an mir zu entscheiden. Mit Vrenschild habe ich ein Einkommen, unabhängig von meinen Eltern, auch wenn ich den große Teil wieder in die Pflege Vrenschilds investiert habe. Mit Vrenschild bin ich ein freier Mann.“
Es ist spät für die Frohkost, dem in einen Gottesdienst des Chnum eingebundenen festlichen Morgenmahl des Silurischen Adels. Dennoch lässt Prinz Berendor die Läden des Erkers mit dem Altar des Göttervaters öffnen um ihm als Spender der Ernten zu Danken und seinen Segen für das Mahl, den Tag, die Grafschaft und das Kaiserreich zu erbitten. Jeder adelige Hausvorstand Silurs ist Priester des Chnum. „Ja svose - Ja, das ist wahr“ bekräftigt die Hausgemeinde sein Gebet.
Sehre leisis satt und lagom, den Hunger und den Durst aufs angenehmste gestillt, bei Khavia, dem aus Malz zubereiteten Heißgetränk und Arram, dem aus Süßgras destillierten Schnaps erzählt Vogtin Galba von den Ereignissen in Vrenschild, einer kleinen Welt für sich, einem Idyll, so will es Berendor scheinen und doch Teil des gewaltigen Reiches, das er einst erben wird. Erneut wird ihm bewusst, dass dies die Menschen sind, für die er Kaiser sein wird.
Entsprechend dem silurischen Brauch begleitet er anderntags mit der Vogtin und vielen Einwohnern Vrenschilds die Druiden der angrenzenden Wildländer auf dem Grenzgang, bei dem die Grenzen zwischen Nutzland und Wildland gemeinsam abgeschritten werden und bei dem sich die Druiden des Wildlandes und die Besitzer des Nutzlandes gegenseitig versichern, sie nur einvernehmlich und gemeinsam zu ändern. Der traditionelle Termin des Grenzganges ist der Erste des Katzenmondes, doch dieses Jahr hat man in Vrenschild den Besuch Berendors als Landesherren abgewartet.
Das Freihalten, Festmahl und Festtag zur Feier der Huldigung beendet den Besuch des Grafen Berendor in Vrenschild. Er verlässt das geschmückte Dorf und seine Einwohner, die er herzlich liebgewonnen hat um auf dem Weg gen Talausgang, hinab zum Savretal und in die Silurischen Hauptstadt Belfalas zu reisen.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Auf dem Schmelzerhof in Belfalas - Mitte des Katzenmondes

Mit einer Steilstufe fällt das Breetal ins Savretal ab und der Pfad nimmt das Gefälle in das breite und wohlbestellte Haupttal Silurs mit einer Folge enger Kehren. Dann ist der Talgrund mit der Savre erreicht. Die immer belebtere und immer besser ausgebaute Straße folgt der linken Flussseite. Adelsland folgt auf Adelsland, Dorf auf Dorf und Kroog auf Kroog und bald ist die silurische Hauptstadt Belfalas erreicht.
Auf drei Vierteln ihres Umfangs steht eine doppelte Festungsmauer mit zahlreichen Türmen und Bastionen. Aber der dem Bel- Arad zugewandte Abschnitt ist niedergelegt und öffnet ein Viertel der Stadt mit Gärten und Parks zur Savre hin. Die prächtigen Wohntürme verraten, dass deren Besitzer beim Hausbau nicht knausern mussten.
Die anderen drei Viertel sind viel dichter bebaut, doch auch hier finden sich baumbestandene Plätze zwischen bescheideneren Häusern. Näherkommend sieht Prinz Berendor, dass auch das Glacis bebaut ist, die Mauern an vielen Stellen für Wege durchbrochen oder gar Teil von Gebäuden geworden ist.
„So haben die Mauern keinen Zweck“, tadelt Berendor, der selbstverständlich in Chalkis auch eine militärische Ausbildung genossen hat um als künftiger Oberbefehlshaber der Armee die Truppen des Kaiserreiches im Krieg führen zu können.
„Das ist wahr“, bestätigt Cylios Esbilar: „König Ragall hat bald nach der Befreiung Silurs durch die Lichtliga angeordnet, dass Belfalas entfestigt werden soll. Das Reich wollte nicht die Einnahmen von Jahrzehnten darauf verwenden Mauern instand zu setzen, welche weder die Silurer vor den Invasoren des Jahre des Feuers 407 n.P. noch die Invasoren vor der Lichtliga im Jahre 412 n.P. retten konnten. Statt wirkungsloser Mauern sollen künftig der Eintritt in das Kaiserreich Karcanon, solide Bündnisse, die Traumritter und die Gnade der Götter, Magie und Zauberei Silur schützen. Als Anführer der Traumritter Silurs fühle ich mich hier besonders willkommen. Es versetzt es mich immer wieder in Erstaunen, wie ein Plan, der vor über 30 Jahren geschmiedet worden ist von Silur konsequent umgesetzt wurde. Ragall sprach damals von Belfalas als Offener Stadt und so seht ihr hier eine Hauptstadt, deren Stärke nicht in ihren Mauern sondern in ihrem Volk und ihren Freunden gründet.“ Er nickt Prinz Berendor und Elfenkönig Katuum dankbar zu.
Katuum, zugleich Erzmagier des Kaiserreiches Karcanon seufzt. „Die Silurer haben die Katastrophe gut weggesteckt. Wisst ihr, es war nicht meine Absicht ein Viertel der Stadt zu zerstören, als ich die Macht des Bel- Arads einsetzte um die Mauern von Belfalas zu brechen und die Stadt sturmreif zu machen. Die Erdmagie ist mein Feld, doch der Bel- Arad war mit dem Dimensionstor im Innern und nach den Manipulationen im Jahre des Feuers instabil und wie ihr am Hagal erfahren habt zeigt Magie hier auf Silur oftmals spektakuläre Auswirkungen. So entfesselte ich Gewalten, die ich kaum bändigen konnte und verursachte mehr Schaden als ich wollte. Vor 33 Jahren war hier nichts als Verwüstung und Chaos und wir nannten die Savre den Blutfluss, weil das Wasser buchstäblich rot war vom Blut der Opfer. Aber den Silurern ist ihre Insel der Leib ihrer Göttin Dena und vielleicht kann deswegen aus der Insel Silur nichts anderes als ein Heim seines Volkes werden. Die Magie der Druiden und die Tatkraft der Arbeiter des Landes mögen alles, was es noch brauchte hinzugegeben haben.“
Sie erreichen das Morossentor. „Das Tor von Belfalas war das vorletzte Ereignis in meinem Spiel“, erinnert sich Berendor: „König Ragall von Silur erkennt Bofri als Kaiser von Karcanon an. Hier hat also der Weg Silurs in das Kaiserreich meines Vaters begonnen.“ Doch das Tor ist keine Befestigung mehr sondern ein Viertel der Metall- und Steinhandwerker, welches sich rings um das alte Stadttor erstreckt. Das Torhaus selber wurde zum Haus der Kheitara vom Blauen Biber, dem Bund der Metall- und Steinhandwerker in Belfalas umgebaut.
Wenige Schritte später hören sie eine Adelige und einen Steinmetz im Eingang seiner Werkstatt reden. Vor ihnen liegt ein dutzend Türstürze. Die adelige Kunden ist empört: „Ich habe Säulen bestellt und den Stein anliefern lassen. Sie aber meißeln mir Türstürze!“ „Da ist nichts dran zu ändern“, stellt der Handwerker mit größter Gelassenheit fest: „In den Steinen waren Türstürze verborgen und nichts anderes will ich daraus anfertigen. Ich mag dem Stein keine Gewalt antun, indem ich ihn zu einer schlechten Säule zwinge, die schnell verwittert und beim kleinsten Erdbeben bricht. Lieber forme ich ihn zu dem Türsturz, der ihm entspricht. Findet Steine für Säulen und ich werde euch beste Säulen anfertigen.“ „Rein gar nichts werdet ihr mir mehr anfertigen und auch ganz gewiss kein Silber sehen“, beendet die Adelige das Gespräch und geht davon.
Der Steinmetz kratzt sich am Kopf, während er die Steine vor sich anspricht: „Euch werde ich wohl der ALMAKAN anbieten. Zuletzt hatten sie wieder Bedarf und Magister Eigentorf ist ein rechter Handwerker, der den Stein versteht.“
Prinz Berendor fragt Erzmagier Katuum: „Siehst du Säulen oder Türstürze in Steinen?“ Der konzentriert sich auf die rohen und bearbeiteten Steine, die nahebei bereit liegen, kann aber die Eigentümlichkeiten, von denen der Steinmetz spricht nicht bemerken. „Mir sind sie gleich“, antwortet er: „Aber mancher Silurer scheint einen besonderen Blick für das Material, mit dem er arbeitet zu haben. Sie nennen das Volksmagie und darin gründet sich ihr Handwerk und ihre Baukunst.“
Sie gehen weiter. Bald darauf riecht es intensiv nach Feuer und schmelzendem Metall. Berendor und Katuum kommen auf einen weiten Hof mit einem frei stehenden Schmelzofen, der eine große Hitze abstrahlt. Aus der Esse warnt eine verzweifelte Stimme. „Antuco kanns nicht mehr halten! Der Ofen wird bersten! Gefahr! Gefahr!!“
Die Handwerker fliehen vor dem durchgehenden Ofen. Die Traumritter springen vor die Besucher Silurs und heben ihre Schilde ihnen Schutz zu geben.
Dann geht es sehr schnell. Ein Bersten ertönt, die Ofenwandung bricht und eine gewaltige Hitze brandet hervor. „KANDY“ Norje von Tobschalls Ruf an die Göttin ist eher ein Hilfeschrei als ein Stoßgebet, doch sie wird erhört. Der Hitzesturm braust über Berendor, Katuum und die Traumritter hinweg, vermag ihnen aber unter dem Schutz von Norjes Patronin nicht zu schaden. Heiße Trümmer prasseln gegen die Schilde und fallen harmlos zu Boden. Aus der glühenden Ruine des Ofens fließt flüssiges Metall in eine kleine Form zu seinen Füßen. Mit dem Metall schlüpft, nur kurz zu sehen, ein kleiner Elementargeist in Gestalt einer Flamme in die Form, aus der noch eine geraume Weile Metall hervorspritzt und unter Brodeln Dampf aufsteigt.
„Der Guss scheint gelungen. Keine Verletzten, aber der Ofen ist hin“, zieht eine kräftige, weibliche Stimme hinter ihnen zufrieden Bilanz. Eine ältere Frau mit breitem Grinsen im von Metallspritzern narbigen Gesicht, bekleidet nur mit einer ledernen Latzhose und Stiefeln wechselt den Hammer und die Zange, die sie trägt in die linke um Berendor und seinen Begleitern die Hand zu schütteln. „Willkommen auf dem Schmelzerhof der Kheitara vom Blauen Biber. Ich bin Atna Axhangerrer und die Meisterin hier.“
Die Traumritter in ihren schwarzen Lederrüstungen, mit den großen, nach silurischer Tradition runden Schilden, geschmückt mit den Symbolen ihrer göttlichen Patrone sind leicht zu erkennen und Cylios Esbilar als ihr Anführer ist auf dem Schmelzerhof wohlbekannt, schließlich erwirbt er hier Rüstungen und Waffen.
„Wohl reagiert Mädchen“, wird Norje von Tobschall, die junge Traumritterin von Atna Axhangerrer gelobt: „Das hätte Narben geben können. Die eisernen Schildreife haben sich bewährt, will ich meinen. Doch welche Gäste führt ihr uns auf den Hof?“
Norje von Tobschall stellt Prinz Berendor, König Katuum und Irene Sedrin Weideglück vor. „Da fällt mir doch der Hammer weg“, kommentiert Atna staunend. Dann fordert sie mit lauter Stimme auf, den Ehrengästen Silurs ein Eisernes Willkommen zu erweisen. Frauen, Männer und Lehrkinder, jeder auf dem Hof schlägt mit dem Werkzeug, welches er gerade in der Hand hält auf Eisen. Ein lauter Jubelruf beendet den Salut.
Anschließend erklärt sie das Unglück. „Wir Schmiede und Schmelzer Silurs arbeiten gerne mit Elementargeistern des Feuers zusammen, um besonders lauteres Metall zu gewinnen, es zu härten und zu formen und ihm Struktur zu verleihen. Wenn allerdings ein Elementargeist im Schmelzofen wirkt kann viel unvorhergesehenes passieren. Er kann mit der Holzkohle viel größere Hitze und Druck zu erzeugen als ein schlichtes, mit Blasebälgen getriebenes Feuer. Wir von der Kheitara der Blauen Biber arbeiten noch daran, die Öfen recht zu gestalten. Derweil schaffen Menschen und Elementarwesen unermüdlich. Es ist eine gedeihliche und produktive Zusammenarbeit. Lasst mich die Form zerschlagen und das Werkstück polieren und sehen, ob es als Geschenk der Kheitara für unsere Gäste taugt. Der Hof ist euer, scheut euch nicht Fragen zu stellen und Werkzeug in die Hand zu nehmen.“
Sie zerschlägt die Form und greift ein noch heißes Gußstück mit der Zange und trägt es in ein Nebengebäude um es weiter zu bearbeiten. Cylios Esbilar führt seine Begleiter zu einer Gruppe Bänke am Rande des Hofes um, unterstützt von einem Meister der Kheitara den Rittern und Besuchern das Handwerk der Waffenschmiede zu erläutern und die besonderen Methoden, wie man in Silur arbeitet. Die Lehrkinder gesellen sich sich zu ihnen und hören aufmerksam zu.
Ehe all die Eigentümlichkeiten der Handwerkskunst langweilen kehrt Meisterin Atna Axhangerrer zurück, einen Mörser samt Pistill tragend. „Das Werk ist gelungen, will ich meinen, auch wenn unser Elementargeist, der gute Antuco, jetzt im Schmiedefeuer jammert und sich Vorwürfe wegen des Ofens macht. Ganz gewiss braucht er alle Zuwendung der Kheitara, dass er wieder arbeiten kann.“ Mit diesen Worten präsentiert sie das Werk. Mörser und Pistill sind aus Kupfer und Zinn gegossen, doch die Metalle der Götter Anur und Pura sind nicht zu Bronze legiert sondern bilden silberne und rote Wirbel im Material. „So etwas kann nur ein Elementargeist schaffen“, sagt sie stolz und überreicht Katuum die Alchemiewerkzeuge: „Ich bin sicher, dieser Mörser ist besser geeignet als irgendein anderer auf Myra die widerstrebenden Elemente Wasser und Feuer, die Gegensätze von Geburt und Tod zu vereinen. Die Kheitara vom Blauen Biber möchte ihn als Geschenk überreichen und hofft von Ergebnissen der Alchemie der Talelfen zu hören.“
Katuum, König der Talelfen dankt. Durch ein rasch gebildetes Spalier ihre Werkzeuge zum Gruß erhebender Handwerker verlassen Traumritter und Ehrengäste, geführt von Cylios Esbilar den Schmelzerhof.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Im Uferpalast - Mitte des Katzenmondes

Ihr Weg führt sie zunächst eine breite, geschäftige Straße entlang, dann auf einer von großen Bäumen beschatteten Promenade zu einer sanften Rampe, die zwischen schmucken Holzhäusern auf eine ehemalige Bastion am Savreufer hinaufführt. Jemand hat die Bewohner vom Besuch unterrichtet und sie sind auf ihre Veranden getreten um Prinz Berendor und König Katuum und ihren Begleitern aus dem Orden der Traumritter zu winken.
„Das sind die Häuser der Veteranen aus dem Befreiungskrieg der Lichtliga“, erklärt Cylios Esbilar, der Anführer der Traumritter leise: „Bald nach dem Sieg und der Neugründung Silurs ließ Ragall für sie diese Häuser errichten. Es ist ein eigentümliches Werk. Als er hier als König von Silur residierte musste Ragal auf dem Wege zu seinem Uferpalast täglich die Wohnungen von Männern und Frauen passieren, die durch seine Politik und seinen Krieg zu Krüppeln wurden.“ Cylios grüßt eine Frau, die ihm mit ihrer linken Hand winkt. Die Rechte kann sie nicht nutzen, sie hat einen Arm verloren, der leere Ärmel ihrer Tracht ist mit einer Fibel an ihr Gewand geheftet.
Die Rampe weitet sich auf einen runden Platz. Ringsum stehen größere Wohnhäuser und gegenüber dem Zuweg ein bescheidener Palast aus hellem Stein unter einem hohen, blau schimmernden Schieferdach. „Der Uferpalast“, erläutert Cylios: „Kronprinz Dorim, der Sohn Ragalls von Silur und seine Frau, Prinzessin Reiji aus Borgon-Dyl erwarten uns gewiss. Er hat den Königstitel noch nicht angenommen, ist aber dennoch Herrscher von Silur. Er wartet auf einen Besuch seines Vaters Ragall, dass er ihm nach hiesigem Brauch den Königstitel zu Lebzeiten formal anträgt. damit die Amtsübergabe feierlich begangen werden kann. Sie wird bald ihr erstes Kind gebären.
Das Herrscherpaar Silurs sitzt im Schatten einer Buche auf einer Marmorbank. Sie könnten gegensätzlicher kaum sein. Die Prinzessin ist eine Borgon-Dun, mit der tiefschwarzen Hautfarbe des Adels ihres Volkes und der Gabe Borgons, den gleich Amethysten schimmernden violetten Augen. Die Schwangerschaft hat sie gerundet. Er hingegen ist schlank und groß gewachsen. Seine Haut ist so blass, dass Adern durchscheinen, er trägt die weißblonden Haare zur Seite gescheitelt, hat graue Augen und Grübchen in den Wangen. Trotz seiner schon über 40 Lebensjahren wirkt er wie ein linkischer Heranwachsender.
Gewiss hat jemand in der Kaiserstadt Chalkis eine Vorschrift ersonnen, wie ein regierender Kronprinz und seine Frau den Erbfolger des Kaiserreiches in Begleitung des Königs eines Teilreiches zu empfangen haben, nur bis Silur ist dieses wertvolle Wissen nicht gedrungen und dem Herrscherpaar ist es offenbar herzlich egal.
Dorim springt auf und winkt: „Kommt herüber Freunde!“ Dabei zieht er mit der anderen Hand Reiji neben sich in die Höhe. Ein breites Lachen lässt ihr Gesicht strahlen. „Willkommen auf Silur, Berendor und Katuum und Irene, willkommen im Uferpalast, ihr Traumritter.“
Für den Abend hat Kronprinz Dorim als Herrscher Silurs eine Sitzung der Besucher mit den Ulf- da- Echorsa, seinen Ministern vorgesehen. Im Besprechungssaal des Uferpalastes treffen Prinz Berendor und König Katuum Gräfin Nome von der Rindermark, Ulf der Innenechorsa, Ritter Corrant von Obercarvas vor der Küste, Ulf der Kriegsechorsa, Eger Makalu, Ulf der Magieechorsa und zugleich Magister Magistri der Magierakademie ALMAKAN, den hochbetagten Goldhöping Geinenger, welcher der Finanzechorsa vorsitzt, sowie Otwela von Memmering, Ulf der Kulturechorsa, ähnlich alt wie Goldhöping Geinenger. Von den beiden letztgenannten sagt man, dass sie eine Wette um die Zeit halten, die ihnen noch auf Myra bleibt und das der Überlebende dem ersten der geht das Begräbnis ausrichten muss.
Sie sehen auch Gräfin Helne Värmann, Ulf- da- Echorsa der Außenkammer wieder, die sie durch die Silurischen Länder Calvastar, Cryon und Myros geführt hat. Sie hat mit einem Offizier aus der Flotte Katuums als Diplomat Taron- don- Ums die Aufbau einer Botschaft des Elfenreiches begonnen und für dessen König Katuum ein Patent vorbereitet um mit seiner Unterschrift deren Einrichtung abzuschließen. Einige Seeleute der Flotte werden als Botschaftspersonal in Silur bleiben.
Erstmals, seit der Erbe des Kaiserreiches und der König der Talelfen in Silur sind ist Politik wichtigstes Thema der Gespräche. Es geht um die Kaiserliche Rechtsordnung, die Zusammenarbeit mit den Reichen im Bund der Blumen, die Rechtsprechung mit Kaiserlichen Gesetzen, die über lokalem Recht stehen sollen, den Schutz der Seewege Silurs durch Kaiserliche Flotten, die Unterstützung des Kaiserreiches durch Magier aus Silur, die Zusammenarbeit auf den Felder Kultur und Wissenschaft. Es werden viele Ideen besprochen und Pläne geschmiedet.
Der nächste Morgen bietet Zeit für persönliche Gespräche zwischen dem Prinz des Kaiserreiches, dem König der Talelfen und dem Herrscherpaar von Silur im Salon des Uferpalastes. Neben Irene Sedrin Weideglück gesellt sich ein besonderer Gast zu ihnen - eine Seeelfe! Kronprinz Dorim erklärt: „Als Herrscher von Silur habe ich das Privileg, Besucher Silurs persönlich empfangen zu dürfen. Eilamee gehörte zum Heer des Vargas von Tronja, der mit seinen Kriegern die Lichtliga unterstützte. Sie hat nach dem Kampf mit einem Schlinger den Anschluss an die Flotten verloren und auf dem kargen Atoll Kamoe überlebt. Erst vor ein paar Monden wurde sie vom Fischer Hinok Rosholmen und Magisterin Falkin Utti von der ALMAKAN gerettet.“
So eine Zusammenkunft am Morgen verlangt natürlich nach Khavia, dem Getränk Silurs. Kronprinz Dorim begeistert sich für die Zubereitung und im Besprechungsraum gibt es eine große Kredenz mit einem eingebauten Kohleofen um das Wasser zu erhitzen. Um den Herd herum sind Schranktüren angeordnet, hinter denen sich ein Vorrat verschiedener gemälzter Getreidekörner, der Basis des Getränkes und all die guten Zutaten befinden es zu aromatisieren.
Dorim wählt über Torffeuer geröstete Körner aus Callen aus, die er selber mörsert und mit Buchweizenhonig süßt, ehe er sie aufbrüht und serviert. Später versuchen alle Gäste die vielfältigen Möglichkeiten der Zubereitung. Katuum nutzt die Gelegenheit, seinen neuen Mörser auszuprobieren. Er wählt eine Kombination aus schlichten Roggenkörnern, aromatisiert mit Ingwer aus dem fernen Ophis Karcanons und dunklem, also einem hohen Anteil des bitteren Öles enthaltenden Silurischen Zucker. Der Geschmack wird von Berendor als interessant, von Dorim lachend als notwendigerweise unsilurisch beschrieben. Besondere Kräfte offenbart der erstmals eingesetzte Mörser von Katuum mit den spiraligen Bändern aus Kupfer und Zinn noch nicht. „Vielleicht ist er für die Teezubereitung vorgesehen“, scherzt der Elfenkönig.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Der Feldzug der Lichtliga - Mitte des Katzenmondes

Nachmittags holt Dorim eine buntbemalte Schachtel aus Span aus einer der Wandschränke. Prinz Berendor kennt das Spiel und das Motiv auf dem Deckel: Unter dem Titel Der Feldzug der Lichtliga ist eine dramatische Szene abgebildet: Ein ausbrechender Vulkan, um dessen Feuer Monster auf geflügelten Bestien reiten. Tief im Vulkan lauert, angedeutet nur, ein noch schlimmerer Feind. Doch Licht scheint auf kleine Gruppe von Gestalten am unteren Bildrand, die sich aufmacht dem Schrecken zu begegnen. Eine in Gold gewandete Person, die mit ausgestrecktem Arm den Weg zum Vulkan weist ist offensichtlich Bofri, Berendors Vater. Eine schwarzhäutige Frau mit einem Schwert in der Hand, in der anderen einen Schild zum Schutze erhoben kann nur Shayol die Schwarze sein, Herrscherin von Borgon-Dyl und Patin von Prinzessin Reiji. Zwei Personen mit Kronen sind Könige. Der Hammer in seinen Händen und eine türkisfarbene Robe deuten an, dass der eine Evrobyhp aus dem dondragläubigen Quadrophenia ist. Der andere, fast verdeckt im Hintergrund, an seiner blauen und beigen Kleidung als Silurer zu erkennen, ist König Ragall, der Vater von Kronprinz Dorim. Zwei Elfen komplettieren die Gruppe. Einer mit blauen Hautfarbe ist ein Seeelf und natürlich Vargas von Tronja. Der letzte, in grüner Robe hat einen blau leuchtenden Zauberstab erhoben, bereit die Flugechsen der Feinde mit seiner Magie zu unterwerfen und ist
„Wirklich, ich!“, staunt Katuum von Taron don Umn, Hofmagier von Kaiser Bofri über seine Abbildung auf der Spielschachtel und dreht verlegen den blau schimmernden Zauberstab, den er auch hier im Uferpalast in der Hand hält.
„Wer sonst“, lacht Kronprinz Dorim: „Wie es die Götter gegeben haben sind Spieler vieler Völker anwesend. Ich möchte das einen gesegneten Tag nennen. Er öffnet die Schachtel und breitet den Spielplan aus. Der wiederholt das Motiv auf dem Deckel. Zusätzlich sind Felder als Weg für die Spielfiguren zu sehen, der im Grünen Meer, in Helion beginnt. Die Ereignisfelder, an die sich Berendor so gut erinnert sind größer gemalt und zeigen Miniaturen der Geschehnisse. Und es gibt den Weg des Darkon, von der Unterwelt, hinauf zum Tor im Bel- Arad. Es rechtzeitig zu schließen ist Aufgabe der Spielfiguren.
Dorim teilt lachend mit, dass das Spiel ein Geschenk seines Vaters Ragall ist, ein Hinweis, dass er auf Enkel wartet: „Er wird sich freuen, dass es bald so weit ist.“ Dann überreicht er die violette Spielfigur, violett wie die Augen der reinblütigen Borgon Dun seiner Frau. Berendor nimmt die gelbe Figur, die seinen Vater Bofri darstellt, Katuum nimmt die Grüne und drückt die Weiße, die dessen Vater darstellt Dorim in die Hand. Als sie fragend aufblickt erhält Eilamee den hellblauen Spielstein ihres damaligen Königs Vargas von Tronja. So bleibt Irene die türkisfarbene Figur des Evrobyhp von Quadrophenia.
Reihum wird gewürfelt. Mit einer eins betritt Berendors Figur das Feld „Friedensminister Bofri schmiedet das Bündnis“ Hier hat er die Wahl seine eigene Figur fünf Felder vorzuziehen oder die Figuren seiner Mitspieler je zwei Felder vorrücken zu lassen. Er bittet die Mitspieler, ihre Spielsteine zu bewegen und erklärt sein Handeln: „Mit dem Feldzug der Lichtliga wurde die Rückkehr des Darkon, des höchsten Heerführers der Finsternis verhindert, und das ist auch Ziel der Spielfiguren. Wenn frühzeitig alle Mitspieler vorrücken steigt die Chance, dass einer rechtzeitig auf dem Lichtberg steht, um den Ritual zu initiieren mit dem die Lavakindern das Tor schließen. Wenn nämlich der Darkon das Tor erreicht ehe ein Spieler auf dem Lichtberg eintrifft haben alle Spieler verloren und der Darkon hat gewonnen. Wie vor 30 Jahren ist der Feldzug der Lichtliga eine gemeinsame Aufgabe von vielen Reichen, ihren Völkern und Herrschern. Ein Spieler, der im Interesse aller handelt inspiriert seine Mitspieler es ihm gleich zu tun. Ein Egoist hingegen zerstört die Gruppe.“ Mit einem Lächeln verbeugt sich der Thronfolger des Kaiserreiches vor seinen Mitspielern. Als letzte Spieler der Runde rückt er anschließend den Darkon ein Feld vor. So entgeht ihm, dass Elfenkönig Katuum von Taron don Umn, Kronprinz Dorim von Silur und Reiji, die Borgon Dun sich gegenseitig anblicken und schweigend nicken.
Nacheinander würfeln die Spieler und ziehen ihre Figuren. Der Darkon nähert sich dem Tor von Silur. Irene ist voraus, doch der Lichtberg noch weit. Katuum betritt das Feld Der Stein der Dena wird geweiht. Wie es Konsens geworden ist wollen Reiji, Eilamee und Irene ihre Figuren schon zwei Felder vorziehen. Doch Dorim erinnert daran, dass auf diesem Gemeinschaftsfeld die Spieler gemeinsam bestimmen, ob sie alle zwei oder ein ausgewählter Spieler fünf Felder vorrücken soll. Er schlägt vor, dass Irene den Vorteil bekommt und ihre Figur Evrobyhp zum Lichtberg voran eilen lässt um für die Gruppe den Sieg zu holen. Sie will abwehren, doch Berendor nickt ihr aufmunternd zu: „Wenn sich die Gruppe vertraut und einander hilft fällt es ihr leicht, die vorderste Figur auf dem Spielplan zu unterstützen, damit sie für alle gewinnt. Das habe ich oft erlebt, wenn ich dieses Spiel daheim in Chalkis mit Ragall und anderen gespielt habe.“
An zweiter Stelle stehend betritt Vargas von Tronja, die Figur von Eilamee das letzte Gemeinschaftsfeld: Der Vertrag von Silur wird unterzeichnet. Die Spieler lassen Irenes Evrobyhp erneut vorziehen. Damit erreicht sie das letzte Feld auf dem Plan und kann mit Hilfe der Lavakinder das Tor schließen. Die Lichtliga hat gewonnen, aber es war knapp. Am Ende dieser Runde wäre der Darkon durch das Tor geschritten um die Oberwelt zu verheeren und die Lichtliga und alle Spieler hätten verloren. Reiji von den Borgon Dun, Katuum und Irene von den Talelfen, Eilamee von den Seeelfen, Berendor aus Chalkis und Dorim von Silur beglückwünschen sich. Dorim erinnert daran, dass in der Wirklichkeit, vor 30 Jahren auch Teile der Finsternis den Vertrag von Silur unterzeichnet haben und beim Schließen des Tores mitgewirkt haben.
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Nachbarn und Politik - Mitte des Katzenmondes

In der Abenddämmerung stehen Reiji und Dorim mit ihren Gästen auf dem Platz vor dem Uferpalast. Der Herrscher Silurs hat für den Abend ein Beisammensein mit den Nachbarn vorgesehen. „Mit den Nachbarn?“ fragt Prinz Berendor irritiert. „Mit den Nachbarn“, bestätigt Dorim: „Ein Reich, ein Herrscher braucht eine Regierung. Wir Silurer nennen sie Amon- Gawaith und Echorsa, etwa entsprechend dem Kaiserlichen Rat und den Ministerien des Kaiserreiches. Eine Familie aber braucht Nachbarn. Mein Vater hat mir nicht nur die Herrschaft Silurs übergeben sondern mit dem Uferpalast auch die Nachbarschaft dieses Platzes. Mit einer umfassenden Geste weist er auf die zwölf gleichen, durch Laubengänge untereinander und mit dem Palast verbundenen, Häuser hin, die sich den Platz auf der aufgelassenen Flussbastion teilen.
Dorim läuft durch die Laubengänge um die Nachbarn zusammen zu rufen, Prinzessin Reiji gibt Prinz Berendor den Arm und lässt sich durch den mittigen Durchgang des Palastes seitlich eine Treppe empor in den schon vertrauten Salon führen.
Mit seinen Nachbarn trifft Prinz Dorim ein. Einige nehmen wie selbstverständlich die Rolle von Dienern, andere sind Gesprächspartner. Ein alte Frau, deren graue Haare zu einem langen Zopf geflochten sind, sie wurde als Ärnes vom Moor vorgestellt, spricht vehement mit der widerstrebenden Prinzessin Reiji und bittet schließlich Prinz Berendor hinzu. „Die Hände des Kaisers sind die Hände Chnums, so wie die Hände des Bauern die Hände Denas sind“, zitiert die Alte das Tar- Eim- Krang, das Heilige Buch der Denareligion Silurs und legt die unsicheren Hände Berendors resolut auf den entblößten Bauch Reijis. „Also mögen deine Hände den Segen Chnums der Familie Silurs jetzt und immerdar bringen.“
Sie lässt Berendors Hände los und wirkt sehr zufrieden mit dem, was sie getan hat. Mit dem was sie angerichtet hat, denkt Elfenkönig Katuum. Die Erbfolge des Kaiserreiches ist eine hochpolitische Angelegenheit, von der die Zukunft des Reiches von Kaiser Bofri, das Glück und das Wohlergehen von Millionen Elfen und Menschen abhängt. Die Thronfolge ist von Kaiser und Kaiserin und dem Kaiserlichen Rat und vielen unbekannten, im Hintergrund wirkenden Personen und Mächten zu gestalten und darf keinesfalls von einer alten Frau aus dem Volk vorweggenommen werden, indem sie Berendor öffentlich als Kaiser anspricht und zu einem Tun anleitet, das als Amtshandlung gedeutet werden kann.
„So ist es geschehen, im Uferpalast zu Belfalas am 15. des Katzenmondes. Götter, Menschen und Elfen haben es nicht verhindert“, kommentiert Dorim nüchtern das Geschehen. Dann spricht er formal: „Es ist der Wunsch des Volkes und der Wesen und des Reiches Silur, von Prinzessin Reiji und von mir, Kronprinz Dorim als Herrscher von Silur dass ihr, Prinz Berendor, wenn die Zeit gekommen ist und es euer Wunsch ist entsprechend den vorgesehenen Regularien Nachfolger unseres Kaisers Bofri von Karcanon werdet. Wir stellen euch unsere Unterstützung anheim und wünschen euch alles Glück und den Segen der Einundzwanzig Götter des Pantheons. Ein Hoch auf unseren Gast, Prinz Berendor!“
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Die Magierakademie ALMAKAN - Ende des Katzenmondes

Der Besuch von Berendor und Katuum auf Silur ist beinahe vorbei. Die Magierakademie ALMAKAN soll ihre letzte Station auf Silur sein. Der Weg dorthin ist kurz. Kronprinz Dorim und Eger Makalu, der Magister Magistri der Magierakademie begleiten Berendor, Katuum und Irene. Im Elfendorf auf dem diesseitigen Ufer des Flusses Savre haben sich die zwölf Lehrer aus Taron don Umn eingerichtet. Nur hier haben die gewaltigen Flugechsen, auf denen sie zu reiten verstehen ausreichend Platz. Die Elfen begleiten auf Bitte Katuums seit dem Jahre 428 n.P. den Aufbau der Hochschule. Sie haben wertvolles Wissen beigetragen. Morgen aber werden sie gemeinsam mit ihrem Herrscher Silur verlassen.
Die von Kronprinz Dorim geführte Gruppe quert die Savre auf der beiderseits von Läden gesäumte Brücke der Außenwelt und erreicht auf den Rampen im Turm der Innenwelt das Plateau mit dem Zentralplatz und der Aula der ALMAKAN. „Dort wird jetzt Jedermensch und Jederelf versammelt sein“, versichert Eger Makalu.
Elfenkönig Katuum, Hofmagier des Kaiserreiches war schon vor einem Vierteljahrhundert hier, als die ALMAKAN anlässlich des Magiertreffens von Silur gerade gegründet worden war. Viele Häuser, die Brücke, der Turm sind seither neu gebaut worden, doch auch der Zentralplatz und die Aula erscheinen ihm viel größer geworden. „Habt ihr zwischenzeitlich alles abgerissen und größer neu gebaut?“ fragt Katuum staunend. Sein Kollege Eger Makalu antwortet: „Die Akademie ist aus sich heraus gewachsen, zusätzlich zu dem, was der Fleiß der Bauleute beigetragen hat. Es sind neue Häuser zwischen den alten entstanden.“ Mit wachen magischen Sinnen erkennt Katuum die Kraft der Adern Denas, die Macht der Knoten, die Präsenzen der anwesenden Entitäten und die verwirrenden Eigenheiten des Platzes. Nüchtern bemerkt er: „Ich bräuchte all mein Können und die Erfahrung von Jahrhunderten um hier auch nur ungefähr das zu bewirken was ich zaubern möchte. Aber Silur scheint dieser Ort vollkommen zu entsprechen. Ich selber werde morgen lieber auf die andere Seite des Flusses die notwendigen Zauber für die Reise wirken. Sicher ist Sicher!“
Als die Besucher die Aula betreten finden sie die bis zum letzten Platz gefüllt. Magister, Scholaren und Eleven stehen fröhlich durcheinander, Spitzhut an Spitzhut und Robe an Robe. Man sieht das klassische Schwarz konservativer Magier, das Blau und Beige, die Farben der Tracht Silurs und all die bunten Farben, wie sie der Vielfalt der Elemente und Schulen der Magie zugeordnet sind. Selbst wo ehrwürdige Lehrer stehen und natürlich vor allem wo sich die jungen Eleven drängeln steigen alle Weile Funken auf, wallen halb gedachte Illusionen über den Köpfen, wabern Gerüche und Geräusche. Zwar wurde willentliches Zaubern für die heutige Vollversammlung untersagt, doch auch wenn hier niemand bewusst Magie wirkt - sie bricht sich dennoch Bahn.
Wie an der ALMAKAN üblich wird Katuum gebeten eine Ehrenvorlesung zu halten. Nun ist Katuum ganz gewiss der bedeutendste Magier des Kaiserreiches. Dennoch wäre ihm etwas Vorbereitung lieb gewesen, selbst wenn er aus dem Stegreif alle Anwesenden mit seinem Wissen verblüffen kann. Aber leider hat ihn sein Kollege Eger Makalu erst an der Türe der Aula informiert was von ihm erwartet wird. Katuum verzichtet also darauf Spezialwissen vorzutragen und rekapituliert statt dessen einen Vortrag, den er vor 30 Jahren auf dem Magiertreffen von Yshnvenga gehalten hat: Kleine Zauber, Große Wirkung. Er erinnert daran, dass er, um Hafen für die Landung der Lichtliga in Calvastar zu schaffen die Bresche in die Küste mit massivem Einsatz Kleiner Magie schlug und dass es Kleine Magie war, welche den Bel- Arad entfesselte um die Mauern des von der Finsternis gehaltenen Belfalas zu brechen. Katuum sagt, dass die in Silur gelehrte Thesis mancher Zauber deren Wirkung unnötig limitiert und ergänzt schelmisch, dass der Magie Freiheit und Vielfalt guttun, Dinge, die Silur ja als seine ureigenen Stärken ansieht.
„Hört, Hört“, unterstreicht der greise Magister Ferz Eisendraht und stampft lautstark mit seinem Zauberstab auf den Boden. Kollegen und Scholaren tun es ihm nach und die Eleven, welche noch keinen Zauberstab führen dürfen klatschen und krakeelen.
Jeder Magister von Belang lobt den Vortrag und spricht, ergänzt oder wiederholt Dankesworte und Segenswünsche für die abreisenden Elfischen Lehrer. Doch ehe sich die Feierstunde endlos zieht - Magister Legatus Ludwig Gund redet bereits eine Viertelkerzenlänge (wie die Elfen sagen) vom Segen der Magie für das Kaiserreich - unterbricht Magister Kigg Bootsnak die Rede, mit einem unüberhörbaren magisch und regelwidrig erzeugten Glockenton. Dann ruft er sein typisches: „Dimissus Classis. Ich sehe euch morgen im Unterricht.“ Unter dem Gelächter der jüngeren gibt Ludvig Gund sich geschlagen, derweil Magister Kigg Bootsnak seine Kollegen und Gäste zu Arram und anderen guten Dingen in die Destille, die Kellerbar zwischen den Grundmauern der Aula einlädt.
Man sagt, die Getränke dort sind ausgezeichnet, wenngleich nicht immer ohne Nebenwirkungen genießbar und die Luft sei selten ohne Nebenwirkungen atembar. Tatsächlich wird Irene plötzlich blass und sie greift nach Berendors Arm, der ihre Not erkennt und sie aus dem Gedränge die steile Treppe hinauf zieht. Dorim schließt sich ihnen an. Ein kurzer Spaziergang führt sie zum Denatempel der Akademie, wo die Luft viel besser ist, winterlich kalt und klar. Gemeinsam auf dem Söller stehend strahlt für sie ein ein hochstehender Vollmond auf Silur und das Savretal und sogar der ferne Lichtberg im Bergland Myros auf der gegenüberliegenden Flussseite ist zu erkennen. Berendor leiht Irene seinen Mantel.
Aus dem hölzernen Tempelhaus tritt Bocka Holt, die Priesterin der Dena schweigend zu ihnen, begleitet von Dena, der Hirschkuh. Die Hinde stupst mit ihren Nüstern die Hände von Dorim, dem Kaisersohn und von Irene, der geflügelten Elfe an, die sich, ob der überraschenden Berührung, unverhofft finden.
Kronprinz Dorim spricht Berendor an an: „Wir Silurer verstehen Chalkis nicht, und mit der Kaiserstadt meine ich den ganzen Betrieb des Kaiserreiches. Ihr habt Silur erlebt, ihr empfindet es vielleicht ähnlich fremd. Vielleicht entsprechen das Kaiserreich und Silur einander nicht. Mein Vater Ragall ist regelrecht aus Chalkis geflohen und mein Bruder Merok hat mit Baleine der Liebe den Vorzug gegeben. Dennoch glaube ich, dass wir einander bedürfen und durch unser Miteinander gewinnen.“
„Ihr seid nach Silur gekommen und das rechnet Silur euch hoch an. Ihr habt euch Silur und all seinen Eigenheiten ausgesetzt und ihr habt euch, nach allem, was mir berichtet wurde, ausgezeichnet geschlagen.“
„In Silur wählt der Herrscher unter seinen Kindern und entfernteren Verwandten schon zu Lebzeiten den Geeignetsten als Kronprinz oder Kronprinzessin ihm nachfolgen. Die Thronfolge ist ihnen aber kein Schicksal sondern ein Amt, das auch abgelehnt werden kann. Wenn es nun an euch ist das Erbe Bofris anzutreten, bitte seid bereit. Ihr mögt Hindernisse sehen, doch als Kaiser seid ihr der Mann sie zu überwinden. Ihr seid der Mann Silurs.“
Berendor antwortet mit sicherer Stimme, die einen kommende Kaiser ahnen lässt: „Hier in Silur habe ich Vielfalt kennengelernt und Möglichkeiten, die mir nicht bewusst waren. Silurs Unterstützung ist mir wertvoll, ich danke für eure Worte und alle Erlebnisse. Doch gibt es einen Wunsch Silurs?“
„Wenn ihr die Möglichkeit habt - schickt Menschen“, bittet Dorim: „Silur ist Ort des Zaubers und der Spiritualität. Silur will Schule sein, nicht nur für Gelehrte, für Magier und Priester, für Druiden und Schamanen, nicht nur für Denker und Träumer und Phantasten sondern für viele Personen aus dem Kaiserreich. Es drängt uns, sie willkommen zu heißen und zu lehren. Das Kaiserreich Karcanon und Silur, sie sollen aneinander wachsen.“
Merhan
Beiträge: 99
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:56 pm

Re: Kultur aus Silur

Beitrag von Merhan »

Abschied - Ende des Katzenmondes

Der Morgen sieht hektische Betriebsamkeit nahe der großen Magierakademie ALMAKAN, oberhalb von einem steil abfallenden Hang jenseits der Savre, der den Start der gewaltigen Reitechsen erleichtern soll. Sie werden von den zehn Elfenlehrern mit Rindfleich gleich kübelweise gefüttert. „Nur eine Kleinigkeit um vor der Reise die Mägen etwas zu füllen, nicht mehr bitte“, wehrt Edar Margan Blumenherz ab, als angeboten wird noch mehr Futter heranzuschaffen. Das Zaumzeug wird von eifrigen Helfern herbeigetragen, die stolz sind, diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen zu dürfen obwohl sie natürlich zu den Tieren weiten Abstand wahren müssen. Die werden selbstverständlich von ihren Reitern selbst gezäumt und gesattelt.
Aus den Geschenken Silurs an seine Lehrer werden zur gleichmäßigen Verteilung der Last auf die Tiere zehn Stapel gebildet. Die Bücher des Bibliothekars Madan Korian Waldast machen einen so großen Teil des Gewichtes aus, dass sogar Carrlixx, seine Flugechse ihn zweifelnd anblickt.
Der Alchemist Edrion Filan Felsenquell hat mit Hilfe des Kaufmanns Nik Arvidsjanger bereits Säcke, Kisten und Fässer voll mit den Substanzen seiner Profession in die Heimat verschiffen lassen. Allerdings sind dank der intensiven Zusammenarbeit mit Berling Kraalkehleer, dem auf seine Anregung neu ernannten Magister Alchemisticus der ALMAKAN je Menge weitere Rohstoffe in seinen Blick geraten, so dass Nik Arvidsjanger nicht nur ein weiteres Schiff in den Ophis senden wird sondern auch über ein Kontor in der von Menschen und Elfen gemeinsam bewohnten Stadt Kahmal nachdenkt. Nach Büchern scheinen Stoffe, Geräte und Produkte der Alchemie das nächste große Ding im Silurhandel zu werden. Deswegen steuert Edrion Felsenquell zur Fracht nur einen Sack seltener vulkanischer Mineralien die er in der Heimat umgehend untersuchen möchte und ein Beutelchen mit den merkwürdigen Runensplittern bei, die unlängst entdeckt wurden.
Fleron Lufus Tulpe hat gemeinsam mit den Magistern Eleutherios Schlang und Eren Marg und seinem Schüler, dem heutigen Magister Mutatio, Nik Arnen, einem Wandler wie er selber die Tierwelt Silurs erforscht. Dem Elfen besonders wertvoll ist die große Auswahl Selbstverwandlungen, die ihm mit den neu kennengelernten Arten möglich sind. Als Inspiration für künftige Schüler im Tal des Lebens hat er viele Eier der großen Schmetterlinge und Libellen Silurs gesammelt um sie künftig in einem Insektenhaus zu halten. Eine hinreichend großes Rudel Parder, ja selbst eine Gruppe Flederkatzen oder Honigbären sind leider nicht transportabel.
Die Zauberkundelehrerin Leonora Meriam Blatt hat ihr Fach an der ALMAKAN mit detaillierten Lehrplänen sowie konzentriertem und disziplinierten Umgang mit der Materie vorangebracht. Sie selber hat es auf sich genommen den immer irritierenden und gelegentlich verstörenden Umgang mit den Schamanen Silurs zu pflegen um Erkenntnisse über diesen selbst den Silurern rätselhaften Zugang zur Magie zu sammeln. Ihre mit winzigen, spinnwebfeinen Zeichen beschriebenen Tagebücher werden, so ist sie sicher, das Fach in diesem Bereich revolutionieren. Für ihre Flugechse Zaxiss sind sie keine Last.
Der Psioniker Sebastian Keron Musenlust fühlte sich unter den Menschen Silurs lange nicht willkommen. Dem Silurer ist sein Privatleben und mehr noch der Inhalt seines Kopfes und seines Herzens heilig und beinahe jeder fühlten sich von seinen durchdringenden Augen und seinen psionischen Zaubern durchschaut und ihnen hilflos ausgeliefert. Da nun aber Silur generell vielfältig ist konnte er schließlich doch einige wenige begabte Schüler gewinnen, die ob ihrer geringen Zahl einen besonders intensiven Unterricht genossen und ihm sehr persönliche Geschenke verehrt haben, damit sie in Kontakt bleiben können.
Daran Dolmir Gerstenkorn, der Bannwirker unter den Elfischen Lehrern schloss praktisch beim Betreten der ALMAKAN Freundschaft mit Corrant Femundsee, der dort nicht nur die gleiche Schule der Magie unterrichtet sondern ihm zudem in Persönlichkeit und Körperbau sehr stark ähnelt. So verbrachte Daran viel Zeit mit Magister Femundsee und seiner großen Familie. Der scherzte, dass Daran Gerstenkorn, wenn der in ein paar Jahrzehnten Silur noch einmal besuchen sollte, sicher Kinder und Enkel von ihm vorfinden würde, auch wenn er, Corrant, selber nicht mehr auf Myra weilen sollte. Mit der Familie hat Daran Gerstenkorn Körbe aus Weißblütenbaumzweigen geflochten und Döschen aus dem Holz des Baumes gedrechselt. Möglicherweise sind die besser als Blei und Gold geeignet Finstere Magie einzuschließen. Darin eingepackt ist jetzt allerdings Verpflegung für die Reise, von Magister Corrants Frau, der Konditorin Sjelle Hobro mit viel Liebe zubereitet. „Finstere Magie wird die Leckereien gewiss nicht verderben“, grinst Daran Gerstenkorn.
Das Gepäck des Sehers Morion Frederik Greifenauge ist viel gewichtiger. Schwere Tafeln aus Obsidian, einem auf Silur vorkommenden vulkanischen Glas, sorgfältig in Holzwolle gebettet und in passende Kisten verpackt will er zur weiteren Erforschung mit ins Tal des Lebens nehmen. Sie sind besser als irgend ein Spiegel geeignet dem Seher ferne, vergangene und künftige Ereignisse zu zeigen. Ihre Erforschung konnte er auf Silur leider, trotz aller Unterstützung der ALMAKAN nicht beenden.
Erika Wehra Feensee wird umringt von Schülern und Bewundern. Nicht nur ihr Wissen als Beschwörerin, auch ihre Persönlichkeit wurde besonders geschätzt, ihr Unterricht musste, angesichts zahlloser Hörer in der Aula stattfinden. Um keinen von ihnen zu kurz zu tun hat sie konsequent auf alle Geschenke verzichtet und statt dessen auf die besonderen Erlebnisse mit den Elementaren und jenseitigen Wesen Silurs verwiesen, die ihr Anregungen für Jahrhunderte fruchtbarer Forschungen geben.
Serena Gabriela Honigblüte hatte es lange schwer als Magierin ernst genommen zu werden. Ihre Profession, die Illusionsmagie wurde von den greisen Magistern Kraalkehler und Eisendraht anfangs gar als Kinderei verspottet. Als sich dann mehr und mehr Scholaren und junge Magister der ALMAKAN bewundernd um sie sammelten fragte sie, ob deren Aufmerksamkeit wohl ihrem Aussehen oder ihrem Können galt. „Beidem!“, antwortete der Magister der Illusionen, Colan Stoveland mit der entwaffnenden Offenheit der Jungen ALMAKAN. Im von Männern und Frauen gemeinsam bewohnten Scholarenhaus dieser Gruppe lernte sie einen Umgang mit der Magie kennen, den sie nur mit dem silurischen Wort „tilfeldig“ - lässig übersetzen kann, eine Erfahrung, die ihr ein wertvolles Geschenk ist und an dem ihre Reitechse Salassir nichts zu tragen hat.
Die Geschenke für Elfenkönig Katuum stammen aus dem Hain rings um die Ordensburg der Traumritter. Es sind Rohlinge, aus dem Holz des Weißblütenbaumes, aus dem Übergang zwischen Kern- und Splintholz geschnitten. Sie sollen von den geschickten Handwerkern der Talelfen zu Stäben für Bögen geformt werden. Bögen aus Weißblütenbaumholz gelten in den Händen von Kämpfern des Lichtes als ausgezeichnete Waffen gegen die Mächte der Finsternis. Stäbe aus dem Holz leisten Magiern beste Dienste im Kampf gegen Dämonen. Deswegen erhält Hofmagier Katuum, der seinen bekannten, mit Saphiren geschmückten Stab selber angefertigt hat und ihn auch jetzt mit sich führt auch einen Rohling, den er nach seinen Bedürfnissen bearbeiten und verzaubern kann. Die roten Beeren des Baumes werden als Komponenten der Magie genutzt. Die abreisenden Magier bekommen einen ansehnlichen Vorrat. Wertvollstes Geschenk jedoch ist ein Schössling des kostbaren Baumes. Er soll in Jahrhunderten zu einem ansehnlichen Hain heranwachsen. Zeit ist ja den langlebigen Elfen ausreichend gegeben, zudem mag Magie das Wachstum unterstützen. Die Silurer erinnern daran, dass ein Standort an exponierten Stellungen des Lichtes gegen die Finsternis das Wachstum der Weißblütenbäume zu fördern scheint.
Katuum verringert Gewicht und Volumen von Geschenken und Gepäck mit seinem bewährten Verkleinerungszauber drastisch, so dass schließlich alles in den Lastkörben der Flugechsen untergebracht werden kann.
Nachdem Schaulustige aus den umliegenden Dörfern herangeeilt sind, Magister, Scholaren und Eleven die besten Plätze gefunden haben den Massenstart der Flugechsen zu bestaunen, Kronprinz Dorim und Magister Magistri Eger Makalu abschließende Worte gesprochen haben und sich Jedermensch und Jederelf umarmt hat steigen die zehn Elfenlehrer in die Sättel ihrer riesigen Reittiere. Katuum, Serena und Berendor nehmen ihre Plätze als Mitflieger ein.
Wie stets erscheint den Zuschauern der Start der Flugechsen als Wunder. Die dutzende Schritt langen Kolosse, die ausgebreiteten Schwingen weit abgespreizt machen einige unsichere Sprünge den Hang abwärts um Geschwindigkeit aufzunehmen, gewinnen Souveränität, als der Wind unter den Schwingen ihren Lauf stabilisiert, steigern mit schnellen Schritten und weiten Sprüngen ihr Tempo um schließlich abzuspringen, mit einem entscheidenden Abwärtsschwung der Flügel den Boden zu verlassen, ihn ein letztes mal mit einer Kralle zu streifend den Himmel zu gewinnen.
So fliegen sie, von den winkenden Reitern zu einer Abschiedsrunde über der ALMAKAN jenseits des Flusses am Hang des Bel- Arad gelenkt, steigen höher und höher und sind schließlich gen Ophis verschwunden, die Elfenlehrer heim ins Tal des Lebens und Berendor und Katuum zur nächsten Station ihrer diplomatischen Karcanonreise nach Yslannad bringend.
Antworten