von Merhan » So Sep 07, 2025 6:18 pm
Die Kaiserliche Grafschaft Vrenschild - Anfang des Katzenmondes
Als Graf von Vrenschild ist Prinz Berendor auch Teil des Silurischen Adels. Auf der Reise in seine Grafschft erklärt Cylios Esbilar Prinz Berendor dessen Kultur: „Bisher seid ihr vor allem entlang der Pilgerstraße durch abgelegene Landesteile Silurs gereist. Dort habt ihr das Silur der Freien Familien kennengelernt, die an die Gleichheit, die Freiheit und an die Geschwisterlichkeit der Menschen, wohl möglich aller Wesen glauben. Ich möchte euch mit der Welt des Silurischen Adels vertraut machen.“
„Sicher schon auf der Silurfahrt, im ersten Jahrhundert nach Pondaron, selbstverständlich angeführt von König Jermay, dem ersten Herrscher und ganz gewiss in den folgenden Jahrzehnten traten einzelne Personen durch Kompetenz, Autorität und Kampfkraft hervor, Anführer, Adelige von Natur aus. Zum Wohle aller organisierten sie die Gesellschaft, im bewährten Muster von Herr und Bauer, in dem der Fürst die Last der Führung und die Verantwortung für die Verteidigung übernimmt um dem Bauern ein sicheres und einträgliches Leben zu ermöglichen, zum gemeinsamen Nutzen beider. So entstanden unter diesen Anführern Adelsländer in den bevorzugten, fruchtbaren Landesteilen Silurs, an deren Rande Wildnis wucherte, noch darauf wartend urbar gemacht zu werden.“
„Nicht alle wollten sich in dieses gelungene Gesellschaftsmodell einfügen und manche versuchten in kleinen Gruppen in der Wildnis zu überleben, eigneten sich Ländereien an, die zwar nicht erschlossen waren, aber natürlich einen Herren hatten. Dieses Treiben suchte der Adel selbstverständlich zu unterbinden und in der Folge kam es zu manchem Konflikt. Mit dem Widerstand der Besatzer lohnte sich bald die Rodung der Wälder und der Pfadbau im Gebirge nicht mehr und der Adel konnte diese, allen nutzbringende Aufgabe nicht mehr leisten. Er konzentrierte sich auf das Wohlergehen seiner Bauern und ließ den Freien Familien die Wildnis.“
„Später haben Druiden diese Trennung ideologisch untermauert, indem sie der Wildnis Bedeutung für die Fruchtbarkeit Silurs zuwiesen und sie konnten viele Personen vom Erhalt der Wildnis überzeugen und so mit der Trennung Silurs in Nutzland und Wildland die Rolle der Freien Familien festschreiben.“
„Bei der Eroberung Silurs im Jahre des Feuers 407 n.P. leistete der Adel einen fürchterlichen Blutzoll beim heroischen Versuch Silur zu verteidigen. Alle Mühen waren vergebens und viele Geschlechter des Adels erloschen. Nach dem Exil musste der Adel erleben, dass König Ragall altes Adelsland, deren direkte Erben gefallen sind den Freien Familien übereignete, die ohne große Verluste im Exil die Invasion überstanden haben. Zugleich mussten bewährte und verdiente Adelige akzeptieren, dass sie als Verwalter des Landes nicht mehr erwünscht waren, weil gewählte Hauptleute mit den Stimmen der Freien Familien in den Kronrat, das alte Adelsparlament Silurs einzogen, jetzt Amon- Gawaith genannt, ein geschwätziges Gebäude der Gewöhnlichen.“
„Ist das so?“ fragt Prinz Berendor Ekne Vent, eine junge Ritterin, die neben ihm geht und sich mit ihrem Schild das die Hinde, die Hirschkuh zeigt zu ihrer Patronin Dena bekennt. Berendor erinnert sich, dass er selber sie in der gestrigen Zeremonie gespornt und gegürtet hat.
Sie lacht und winkt ab: „Es gibt immer viele Wahrheiten und wohl möglich hat jeder seine eigene. Was Cylios Esbilar sagt ist die Wahrheit vieler Adeliger, auch vieler Traumritter, die er sich zu Eigen gemacht hat. Tatsächlich sind die Mehrheit der Hauptleute adelig, weil ein gewisses Vermögen, über das wohl jede Adelsfamilie verfügt und eine gewisse Ausbildung, die vor allem die Kindern des Adels genossen haben Voraussetzung für das Amt ist. Wenn er von einem geschwätzigen Gebäude der Gewöhnlichen spricht disqualifiziert sich der Adel selber. Der hat im Jahre 407 Blut gelassen, doch das haben die Freien Familien auch. Es gab und gibt hervorragende und sich selber aufopfernde Anführer unter den Adeligen, die ihre Bauern mit ihrem Leben verteidigt haben und mit ihrem Vermögen für sie eingestanden sind und auch heute vorbildlich für sie einstehen, doch genau so gab und gibt es Bauernschinder und Ausbeuter. Vielleicht lest ihr einmal die „Jüngere Geschichte Silurs“ von Arvesta Borlinga. Sie orientiert sich am Königtum und ist in weiten Teilen eine Hagiographie Ragalls von Silur, stellt aber auch die Sicht der Freien Familien da. Ich habe gehört, dass Van Sverresgard eine Geschichte Silurs aus druidischer Sicht schreibt. Keine Sicht ist umfassend wahr und alle beleuchten unterschiedliche Aspekte, doch wer sie gemeinsam betrachtet gewinnt ein Bild das vielfältiger und vollständiger ist als jemand, der sich eine Sicht zu Eigen nimmt und auf deren alleinige Wahrheit beharrt.“
Den Weg das Breetal hinab begleitet die gewohnte Bequemlichkeit der Krooge die Gruppe und ohne weitere Ereignisse wird Bresos, das Dorf der Grafschaft Vrenschild erreicht. Die adeligen Besucher werden erwartet. Jeder Haushalt hat eine beige und blaue Fahne ausgehängt, die Bauern stehen in ihren besten Kleidung, ebenfalls in beige und blau, den Farben ihrer Tracht vor den Türen und verneigen sich so tief sie es vermögen vor Berendor, ihrem Grafen und künftigen Kaiser Karcanons.
Morossos ist ein Amonsolunda, eine Krongemeinschaft, die dem König Silurs eigen ist und aus der er Gebiete herauslösen kann, um sie als Lehen zu vergeben. Kronprinz Berendor hat daraus die Grafschaft Vrenschild von Ragall, seinerzeit noch König von Silur als Geschenk zu seinem 12. Geburtstag erhalten. Tatsächlich ist sie, wie alle Adelsländer Silurs nur ein winziges Gebiet, ein Teil des Breetales mit Wäldern und Weiden, dem Dorf Bresos mit einer Walkmühle, der Werkstatt eines Wagners, dem Denatempel und schließlich dem Silurische Haus, der Residenz der Vogtin.
Mit dem sicheren Blick eines Adeligen erkennt Berendor, dass seine Grafschaft wohl verwaltet ist. Aknes Galba, die ihm von Ragall von Silur als Vogtin empfohlen wurde ist offenbar eine ausgezeichnete Wahl. Die Häuser sind proper, die Bauern und das Vieh gesund, ein Murengang auf einem fernen Hang befindet sich in Aufforstung.
Seinem Zug schließen sich alle Untertanen, vom Greis bis zu den kleinsten Kindern auf den Armen ihrer Eltern an. Schließlich ist der Dorfplatz erreicht. Herab aus der Pforte des auf einer Anhöhe gelegenen Silurischen Hauses, traditioneller Wohnsitz des Inseladels kommen seine Reisigen, angeführt von der Vogtin, aus dem Tempel der Dena tritt der Priester der Gemeinde. Zur Bequemlichkeit von Prinz Berendor, der hier Graf von Vrenschild ist wird ein gepolsterter und geschmückter Stuhl herangetragen.
Wie es das Silurische Recht beim ersten Einzug eines Adeligen in sein Adelsland vorsieht huldigen ihm seine Untertanen, schwören Gefolgschaft und Treue. Leven Clockwell, der Priester der Dena bittet zu Beginn um den Segen der Göttin des Heimes für alle anwesenden. Anschließend predigt er über einen Spruch eines Mundes Denas, überliefert im Tar- Aim- Krang, dem heiligen Buch der Religion des Volkes Silur: „Dena sagt - Bei meinem Aufbruch habe ich jedem einen Besen aus der Kammer geholt, aber nur einen Sessel und einen Schemel aufgestellt. Wenn ich mein Haus betrete, ist Staub in jedem Besen?“ In Silur wird der Adelsstand mit seinen Privilegien weithin akzeptiert, doch die Privilegien wollen verdient sein. Tradition und Erbe alleine rechtfertigen in Silur keine Herrschaft.
Graf Berendor erhebt sich aus seinem Sessel. Vor ihm kniet zunächst Leven Clockwell, der Priester nieder um Gefolgschaft und Treue zu beeiden. Der Schwur von Aknes Galba, der Vogtin, die als zweite vor ihm kniet beinhaltet neben Treue und Gefolgschaft auch rechtes Wirtschaften, ist sie dem Grafen doch zusätzlich als Verwalterin seiner Güter verpflichtet. Dann huldigt das ganze Dorf, Bäuerinnen und Bauern, die Müllerin und der Wagner und alle Familienangehörigen, verspricht seinem Herren gemeinsam Gefolgschaft und Treue. Wie es vom Landesherren verlangt wird verspricht Graf Berendor, der zuvor von Cylios Esbilar zuvor über das Ritual unterrichte worden ist die verbrieften und gewohnten Rechte seiner Untertanen zu achten und ruft, wie es von ihm nach der Huldigung erwartet wird einen Festtag aus, an dem er Jedermensch frei halten will. Im Gegenzug gewährt im seine Grafschaft, ebenso den Erwartungen folgend eine Sondersteuer um die Kosten der Huldigung zu begleichen. Prinz Berendor führt König Katuum, Cylios Esbilar und die Traumritter und Aknes Galba samt den Reisigen hoch zum Silurischen Haus, das seit 12 Jahren das seine ist und das er heute das erste mal betritt.
Berendor berichtet: „König Ragall von Silur hat mir die traditionellen Residenzen des Silurischen Adels beschrieben: Ein festes Haus mit dicken Mauern, Schießscharten, einem hochgelegenen Eingang und einer Wehrplattform auf dem Dach, als Bauform etabliert in den konfliktreichen Jahren des dritten Jahrhunderts nach Pondaron, wohl geeignet dem Heerbann eines adeligen Rivalen, einem Kriegshaufen der Freien Familien, plündernden Piraten oder streunenden Monstern zu widerstehen. Mit Vorratsräumen und Küche im Erdgeschoss, mit einer Halle im Obergeschoss, zugleich Speise- und Festsaal, Tempel des Chnum und Schlafplatz der Reisigen und mit Kammern für die Adelsfamilie darüber vereint so ein Silurisches Haus viele Funktionen und ist zugleich hoch aufragendes Symbol der Adelsherrschaft.“
„Ich habe dieses Haus gemeinsam mit dem architekturbegeisterteten Ragall gezeichnet. Wir haben die Bauform kriegerische Jahrhunderte in die Gegenwart transformiert, mit Silurischen Fenstern statt Schießscharten um Licht in die Mauern zu lassen, mit einer Treppe zum Eingang im ersten Stockwerk statt einer einziehbaren Leiter und mit einem Satteldach mit Kammern für die Reisigen statt einer nicht mehr benötigten Wehrplattform.“
„Auch wenn ich sie heute das erste mal betrete kenne ich meine Grafschaft gut. Ragall hat mir jedes Halbjahr die Berichte von Aknes Galba vorgelegt und mir die Steuern vorgerechnet. Er übergab mir die Verantwortung für Vrenschild, und auch wenn er Anregungen gab war es doch stets an mir zu entscheiden. Mit Vrenschild habe ich ein Einkommen, unabhängig von meinen Eltern, auch wenn ich den große Teil wieder in die Pflege Vrenschilds investiert habe. Mit Vrenschild bin ich ein freier Mann.“
Es ist spät für die Frohkost, dem in einen Gottesdienst des Chnum eingebundenen festlichen Morgenmahl des Silurischen Adels. Dennoch lässt Prinz Berendor die Läden des Erkers mit dem Altar des Göttervaters öffnen um ihm als Spender der Ernten zu Danken und seinen Segen für das Mahl, den Tag, die Grafschaft und das Kaiserreich zu erbitten. Jeder adelige Hausvorstand Silurs ist Priester des Chnum. „Ja svose - Ja, das ist wahr“ bekräftigt die Hausgemeinde sein Gebet.
Sehre leisis satt und lagom, den Hunger und den Durst aufs angenehmste gestillt, bei Khavia, dem aus Malz zubereiteten Heißgetränk und Arram, dem aus Süßgras destillierten Schnaps erzählt Vogtin Galba von den Ereignissen in Vrenschild, einer kleinen Welt für sich, einem Idyll, so will es Berendor scheinen und doch Teil des gewaltigen Reiches, das er einst erben wird. Erneut wird ihm bewusst, dass dies die Menschen sind, für die er Kaiser sein wird.
Entsprechend dem silurischen Brauch begleitet er anderntags mit der Vogtin und vielen Einwohnern Vrenschilds die Druiden der angrenzenden Wildländer auf dem Grenzgang, bei dem die Grenzen zwischen Nutzland und Wildland gemeinsam abgeschritten werden und bei dem sich die Druiden des Wildlandes und die Besitzer des Nutzlandes gegenseitig versichern, sie nur einvernehmlich und gemeinsam zu ändern. Der traditionelle Termin des Grenzganges ist der Erste des Katzenmondes, doch dieses Jahr hat man in Vrenschild den Besuch Berendors als Landesherren abgewartet.
Das Freihalten, Festmahl und Festtag zur Feier der Huldigung beendet den Besuch des Grafen Berendor in Vrenschild. Er verlässt das geschmückte Dorf und seine Einwohner, die er herzlich liebgewonnen hat um auf dem Weg gen Talausgang, hinab zum Savretal und in die Silurischen Hauptstadt Belfalas zu reisen.
[b]Die Kaiserliche Grafschaft Vrenschild - Anfang des Katzenmondes[/b]
Als Graf von Vrenschild ist Prinz Berendor auch Teil des Silurischen Adels. Auf der Reise in seine Grafschft erklärt Cylios Esbilar Prinz Berendor dessen Kultur: „Bisher seid ihr vor allem entlang der Pilgerstraße durch abgelegene Landesteile Silurs gereist. Dort habt ihr das Silur der Freien Familien kennengelernt, die an die Gleichheit, die Freiheit und an die Geschwisterlichkeit der Menschen, wohl möglich aller Wesen glauben. Ich möchte euch mit der Welt des Silurischen Adels vertraut machen.“
„Sicher schon auf der Silurfahrt, im ersten Jahrhundert nach Pondaron, selbstverständlich angeführt von König Jermay, dem ersten Herrscher und ganz gewiss in den folgenden Jahrzehnten traten einzelne Personen durch Kompetenz, Autorität und Kampfkraft hervor, Anführer, Adelige von Natur aus. Zum Wohle aller organisierten sie die Gesellschaft, im bewährten Muster von Herr und Bauer, in dem der Fürst die Last der Führung und die Verantwortung für die Verteidigung übernimmt um dem Bauern ein sicheres und einträgliches Leben zu ermöglichen, zum gemeinsamen Nutzen beider. So entstanden unter diesen Anführern Adelsländer in den bevorzugten, fruchtbaren Landesteilen Silurs, an deren Rande Wildnis wucherte, noch darauf wartend urbar gemacht zu werden.“
„Nicht alle wollten sich in dieses gelungene Gesellschaftsmodell einfügen und manche versuchten in kleinen Gruppen in der Wildnis zu überleben, eigneten sich Ländereien an, die zwar nicht erschlossen waren, aber natürlich einen Herren hatten. Dieses Treiben suchte der Adel selbstverständlich zu unterbinden und in der Folge kam es zu manchem Konflikt. Mit dem Widerstand der Besatzer lohnte sich bald die Rodung der Wälder und der Pfadbau im Gebirge nicht mehr und der Adel konnte diese, allen nutzbringende Aufgabe nicht mehr leisten. Er konzentrierte sich auf das Wohlergehen seiner Bauern und ließ den Freien Familien die Wildnis.“
„Später haben Druiden diese Trennung ideologisch untermauert, indem sie der Wildnis Bedeutung für die Fruchtbarkeit Silurs zuwiesen und sie konnten viele Personen vom Erhalt der Wildnis überzeugen und so mit der Trennung Silurs in Nutzland und Wildland die Rolle der Freien Familien festschreiben.“
„Bei der Eroberung Silurs im Jahre des Feuers 407 n.P. leistete der Adel einen fürchterlichen Blutzoll beim heroischen Versuch Silur zu verteidigen. Alle Mühen waren vergebens und viele Geschlechter des Adels erloschen. Nach dem Exil musste der Adel erleben, dass König Ragall altes Adelsland, deren direkte Erben gefallen sind den Freien Familien übereignete, die ohne große Verluste im Exil die Invasion überstanden haben. Zugleich mussten bewährte und verdiente Adelige akzeptieren, dass sie als Verwalter des Landes nicht mehr erwünscht waren, weil gewählte Hauptleute mit den Stimmen der Freien Familien in den Kronrat, das alte Adelsparlament Silurs einzogen, jetzt Amon- Gawaith genannt, ein geschwätziges Gebäude der Gewöhnlichen.“
„Ist das so?“ fragt Prinz Berendor Ekne Vent, eine junge Ritterin, die neben ihm geht und sich mit ihrem Schild das die Hinde, die Hirschkuh zeigt zu ihrer Patronin Dena bekennt. Berendor erinnert sich, dass er selber sie in der gestrigen Zeremonie gespornt und gegürtet hat.
Sie lacht und winkt ab: „Es gibt immer viele Wahrheiten und wohl möglich hat jeder seine eigene. Was Cylios Esbilar sagt ist die Wahrheit vieler Adeliger, auch vieler Traumritter, die er sich zu Eigen gemacht hat. Tatsächlich sind die Mehrheit der Hauptleute adelig, weil ein gewisses Vermögen, über das wohl jede Adelsfamilie verfügt und eine gewisse Ausbildung, die vor allem die Kindern des Adels genossen haben Voraussetzung für das Amt ist. Wenn er von einem geschwätzigen Gebäude der Gewöhnlichen spricht disqualifiziert sich der Adel selber. Der hat im Jahre 407 Blut gelassen, doch das haben die Freien Familien auch. Es gab und gibt hervorragende und sich selber aufopfernde Anführer unter den Adeligen, die ihre Bauern mit ihrem Leben verteidigt haben und mit ihrem Vermögen für sie eingestanden sind und auch heute vorbildlich für sie einstehen, doch genau so gab und gibt es Bauernschinder und Ausbeuter. Vielleicht lest ihr einmal die „Jüngere Geschichte Silurs“ von Arvesta Borlinga. Sie orientiert sich am Königtum und ist in weiten Teilen eine Hagiographie Ragalls von Silur, stellt aber auch die Sicht der Freien Familien da. Ich habe gehört, dass Van Sverresgard eine Geschichte Silurs aus druidischer Sicht schreibt. Keine Sicht ist umfassend wahr und alle beleuchten unterschiedliche Aspekte, doch wer sie gemeinsam betrachtet gewinnt ein Bild das vielfältiger und vollständiger ist als jemand, der sich eine Sicht zu Eigen nimmt und auf deren alleinige Wahrheit beharrt.“
Den Weg das Breetal hinab begleitet die gewohnte Bequemlichkeit der Krooge die Gruppe und ohne weitere Ereignisse wird Bresos, das Dorf der Grafschaft Vrenschild erreicht. Die adeligen Besucher werden erwartet. Jeder Haushalt hat eine beige und blaue Fahne ausgehängt, die Bauern stehen in ihren besten Kleidung, ebenfalls in beige und blau, den Farben ihrer Tracht vor den Türen und verneigen sich so tief sie es vermögen vor Berendor, ihrem Grafen und künftigen Kaiser Karcanons.
Morossos ist ein Amonsolunda, eine Krongemeinschaft, die dem König Silurs eigen ist und aus der er Gebiete herauslösen kann, um sie als Lehen zu vergeben. Kronprinz Berendor hat daraus die Grafschaft Vrenschild von Ragall, seinerzeit noch König von Silur als Geschenk zu seinem 12. Geburtstag erhalten. Tatsächlich ist sie, wie alle Adelsländer Silurs nur ein winziges Gebiet, ein Teil des Breetales mit Wäldern und Weiden, dem Dorf Bresos mit einer Walkmühle, der Werkstatt eines Wagners, dem Denatempel und schließlich dem Silurische Haus, der Residenz der Vogtin.
Mit dem sicheren Blick eines Adeligen erkennt Berendor, dass seine Grafschaft wohl verwaltet ist. Aknes Galba, die ihm von Ragall von Silur als Vogtin empfohlen wurde ist offenbar eine ausgezeichnete Wahl. Die Häuser sind proper, die Bauern und das Vieh gesund, ein Murengang auf einem fernen Hang befindet sich in Aufforstung.
Seinem Zug schließen sich alle Untertanen, vom Greis bis zu den kleinsten Kindern auf den Armen ihrer Eltern an. Schließlich ist der Dorfplatz erreicht. Herab aus der Pforte des auf einer Anhöhe gelegenen Silurischen Hauses, traditioneller Wohnsitz des Inseladels kommen seine Reisigen, angeführt von der Vogtin, aus dem Tempel der Dena tritt der Priester der Gemeinde. Zur Bequemlichkeit von Prinz Berendor, der hier Graf von Vrenschild ist wird ein gepolsterter und geschmückter Stuhl herangetragen.
Wie es das Silurische Recht beim ersten Einzug eines Adeligen in sein Adelsland vorsieht huldigen ihm seine Untertanen, schwören Gefolgschaft und Treue. Leven Clockwell, der Priester der Dena bittet zu Beginn um den Segen der Göttin des Heimes für alle anwesenden. Anschließend predigt er über einen Spruch eines Mundes Denas, überliefert im Tar- Aim- Krang, dem heiligen Buch der Religion des Volkes Silur: „Dena sagt - Bei meinem Aufbruch habe ich jedem einen Besen aus der Kammer geholt, aber nur einen Sessel und einen Schemel aufgestellt. Wenn ich mein Haus betrete, ist Staub in jedem Besen?“ In Silur wird der Adelsstand mit seinen Privilegien weithin akzeptiert, doch die Privilegien wollen verdient sein. Tradition und Erbe alleine rechtfertigen in Silur keine Herrschaft.
Graf Berendor erhebt sich aus seinem Sessel. Vor ihm kniet zunächst Leven Clockwell, der Priester nieder um Gefolgschaft und Treue zu beeiden. Der Schwur von Aknes Galba, der Vogtin, die als zweite vor ihm kniet beinhaltet neben Treue und Gefolgschaft auch rechtes Wirtschaften, ist sie dem Grafen doch zusätzlich als Verwalterin seiner Güter verpflichtet. Dann huldigt das ganze Dorf, Bäuerinnen und Bauern, die Müllerin und der Wagner und alle Familienangehörigen, verspricht seinem Herren gemeinsam Gefolgschaft und Treue. Wie es vom Landesherren verlangt wird verspricht Graf Berendor, der zuvor von Cylios Esbilar zuvor über das Ritual unterrichte worden ist die verbrieften und gewohnten Rechte seiner Untertanen zu achten und ruft, wie es von ihm nach der Huldigung erwartet wird einen Festtag aus, an dem er Jedermensch frei halten will. Im Gegenzug gewährt im seine Grafschaft, ebenso den Erwartungen folgend eine Sondersteuer um die Kosten der Huldigung zu begleichen. Prinz Berendor führt König Katuum, Cylios Esbilar und die Traumritter und Aknes Galba samt den Reisigen hoch zum Silurischen Haus, das seit 12 Jahren das seine ist und das er heute das erste mal betritt.
Berendor berichtet: „König Ragall von Silur hat mir die traditionellen Residenzen des Silurischen Adels beschrieben: Ein festes Haus mit dicken Mauern, Schießscharten, einem hochgelegenen Eingang und einer Wehrplattform auf dem Dach, als Bauform etabliert in den konfliktreichen Jahren des dritten Jahrhunderts nach Pondaron, wohl geeignet dem Heerbann eines adeligen Rivalen, einem Kriegshaufen der Freien Familien, plündernden Piraten oder streunenden Monstern zu widerstehen. Mit Vorratsräumen und Küche im Erdgeschoss, mit einer Halle im Obergeschoss, zugleich Speise- und Festsaal, Tempel des Chnum und Schlafplatz der Reisigen und mit Kammern für die Adelsfamilie darüber vereint so ein Silurisches Haus viele Funktionen und ist zugleich hoch aufragendes Symbol der Adelsherrschaft.“
„Ich habe dieses Haus gemeinsam mit dem architekturbegeisterteten Ragall gezeichnet. Wir haben die Bauform kriegerische Jahrhunderte in die Gegenwart transformiert, mit Silurischen Fenstern statt Schießscharten um Licht in die Mauern zu lassen, mit einer Treppe zum Eingang im ersten Stockwerk statt einer einziehbaren Leiter und mit einem Satteldach mit Kammern für die Reisigen statt einer nicht mehr benötigten Wehrplattform.“
„Auch wenn ich sie heute das erste mal betrete kenne ich meine Grafschaft gut. Ragall hat mir jedes Halbjahr die Berichte von Aknes Galba vorgelegt und mir die Steuern vorgerechnet. Er übergab mir die Verantwortung für Vrenschild, und auch wenn er Anregungen gab war es doch stets an mir zu entscheiden. Mit Vrenschild habe ich ein Einkommen, unabhängig von meinen Eltern, auch wenn ich den große Teil wieder in die Pflege Vrenschilds investiert habe. Mit Vrenschild bin ich ein freier Mann.“
Es ist spät für die Frohkost, dem in einen Gottesdienst des Chnum eingebundenen festlichen Morgenmahl des Silurischen Adels. Dennoch lässt Prinz Berendor die Läden des Erkers mit dem Altar des Göttervaters öffnen um ihm als Spender der Ernten zu Danken und seinen Segen für das Mahl, den Tag, die Grafschaft und das Kaiserreich zu erbitten. Jeder adelige Hausvorstand Silurs ist Priester des Chnum. „Ja svose - Ja, das ist wahr“ bekräftigt die Hausgemeinde sein Gebet.
Sehre leisis satt und lagom, den Hunger und den Durst aufs angenehmste gestillt, bei Khavia, dem aus Malz zubereiteten Heißgetränk und Arram, dem aus Süßgras destillierten Schnaps erzählt Vogtin Galba von den Ereignissen in Vrenschild, einer kleinen Welt für sich, einem Idyll, so will es Berendor scheinen und doch Teil des gewaltigen Reiches, das er einst erben wird. Erneut wird ihm bewusst, dass dies die Menschen sind, für die er Kaiser sein wird.
Entsprechend dem silurischen Brauch begleitet er anderntags mit der Vogtin und vielen Einwohnern Vrenschilds die Druiden der angrenzenden Wildländer auf dem Grenzgang, bei dem die Grenzen zwischen Nutzland und Wildland gemeinsam abgeschritten werden und bei dem sich die Druiden des Wildlandes und die Besitzer des Nutzlandes gegenseitig versichern, sie nur einvernehmlich und gemeinsam zu ändern. Der traditionelle Termin des Grenzganges ist der Erste des Katzenmondes, doch dieses Jahr hat man in Vrenschild den Besuch Berendors als Landesherren abgewartet.
Das Freihalten, Festmahl und Festtag zur Feier der Huldigung beendet den Besuch des Grafen Berendor in Vrenschild. Er verlässt das geschmückte Dorf und seine Einwohner, die er herzlich liebgewonnen hat um auf dem Weg gen Talausgang, hinab zum Savretal und in die Silurischen Hauptstadt Belfalas zu reisen.