von Merhan » Mo Okt 14, 2024 6:31 pm
Yonda Tossendahl
Kindheit
Ich wurde im Jahre 419 n.P., im Jahr der Geister in der Silurischen Hauptstadt Belfalas als Blinde in die Familie Tossendahl, einer Familie von Leinewebern hineingeboren. Mein Leben war nicht lieblos, aber es war hart. Sobald ich alt genug war den Webstuhl zu treten und das Schiffchen zu schießen musste ich weben, endlos und monoton. Um weißes Leinen zu weben muss man es nicht sehen.
Eines Nachts erwachte ich. Jemand hielt meine Arme, drückte meinen Rücken auf den Strohsack meiner Bettstatt, jemand öffnete das Lid meines linken Auges. Ich erkannte den Geruch meines Vaters und hörte die Stimme meiner Mutter: „Lieg ruhig, Yonda, es ist besser so.“ Dann spürte ich etwas warmes und feuchtes um mein offen gehaltenes Auge und ein Saugen, einen schrecklichen Schmerz, als mein Auge aus seiner Höhlung glitt und ein Beißen, als es von meinem Körper getrennt wurde und ein Schlucken und ein Schmatzen. Ich wurde weiter gehalten und versank in einem Nebel von Schmerz und Schrecken und die Prozedur wiederholte sich auf der rechten Seite. Etwas Hartes und Kaltes wurde in meine leeren Augenhöhlen gedrückt.
Meine Eltern hatten für mich einen Handel abgeschlossen, dass ich sehen kann, zu meinem Besten, wie sie sagten, einen Handel mit jemandem, den sie den Oyelege nannte, mit einem Wesen, von dem sie gehört hatten, dass es schon anderen Blinden geholfen habe. Ich genas. Ich habe zahlen müssen, mit meinen Augen, „Sie sind wunderschön grün“, pflegte meine Mutter zu sagen, ehe der Oyelege kam. Ich musste zahlen, mit dem Vertrauen zu meinen Eltern, mit dem Vertrauen zu Myra, zu einer Welt, in der ich verraten und verkauft worden war und in der ich nur für meine Arbeit gut war.
Denn mein Vater war in die Fertigung von Wandteppichen eingestiegen, bunten Schaustücken für die Häuser der Reichen, für Tempel und Akademien, einem Geschäft, das viel mehr Gewinn versprach als schlichtes weißes Leinen und er bestimmte, dass ihn alle nach Kräften unterstützen und seine blinde Tochter konnte kein buntes Tuch weben.
Bald konnte ich sehen, mit den fremden, harten, kalten Kugeln, die mir in den Kopf gepresst worden waren. So saß ich erneut am Webstuhl und webte nach farbigen Vorlagen die ein Verleger zusammen mit dem Garn brachte die bunten Teppiche, die der Verleger meinen Vater abkaufte.
Ich musste arbeiten und durfte das Haus nicht verlassen. „Weil du besonders bist“, sagte meine Mutter. Dann wurde mir gesagt, dass diese Kugeln, die ich statt Augen in meinem Kopf trug keine Pupillen zeigten sondern das, was sich hinter meinen Kopf befand. Es war gerade so, als ob sie Fenster wären, durch die man, quer durch meinen Kopf, die Wände, oder das Licht, oder die Dunkelheit der Welt hinter mir sehen könnte. Das war seltsam, wirkte beängstigend, gar dämonisch, und meine Eltern fürchteten das Gerede der Leute. Ich wurde verborgen und webte und webte. Ich gewöhnte mich an diese Dinger in meinem Schädel, welche mir als Augen dienten, auch wenn mir alle Weile bewusst wurde, dass sie kein natürlicher Teil meines Körpers waren.
Die Weberei meines Vaters gedieh, meine jüngeren Geschwister wurden älter und saßen gleich mir am Webstuhl. Über meine Besonderheit, über den Oyelege redete niemand. Als mein 12. Geburtstag bevorstand wurden meine Eltern merkwürdig freundlich, als wussten sie, dass eine schwere Zeit auf mich wartet, welche sie mir erleichtern wollten oder als ob sie mir gegenüber eine Schuld hatten, die sie ausgleichen wollten.
Der Oyelege, so schien es mir, ist wie der Verleger mit den bunten Vorlagen und Garnen ein Kaufmann, ein Kaufmann in Augen und wie alle Kaufleute hat er nie vergessen was ihm zustand. Bei dem Handel, den meine Eltern für mich eingegangen waren war habe ich mit meinen wunderschönen grünen Augen die erste Rate beglichen und an meinem 12. Geburtstag wurde die zweite Rate fällig.
Ich erwachte von einem gleißenden Blitz und einem Druck in meinen Augenhöhlen und diese kalten, harten Kugeln die der Oyelege mir mir für meine Augen gegeben hatte drehten sich gegen meinen Willen zur Türe der Schlafkammer. Ich rief meinen Eltern zu fragen was ist. Meine Mutter verbarg ihr Gesicht und die Züge meines Vaters verhärteten sich. „Du kannst sehen. Du hast hast eine erste Rate mit deinen Augen bezahlt und eine zweite Rate ist jetzt fällig. Du musst gehen, wohin dein Blick Dich führt.“ Gehe also. Dann wendete er sich ab, gerade so, als ob nicht er sondern ich ein Geschäft abgeschlossen hätte. Meine Mutter schluckte. Sie hieß mich, die Schuhe und mein gutes Kleid und den Kapuzenmantel anzuziehen. Dann gab sie mir einen Lederbeutel. Ich spürte Münzen darin. „Dein Erbteil“, sagte meine Mutter leise und unterdrückte ein Schluchzen. Meine Geschwister blickten ratlos. „Jetzt geh“, sagte sie, während mein Vater schwieg. Ich war entlassen und mir blieb nichts als zu gehen. Das, was mir als Augen diente wendete sich zur Türe und ich ging.
Mercoras Marg
Ich ging durch die Türe und winkt, doch alle hatten sich abgewandt und niemand winkte zu zurück. „Lebewohl“, sagte ich leise, doch sie schwiegen und mir wurde klar, dass ich mit diesen Dingen, die mich sehen ließen schon lange kein Teil dieser Familie war. Ich war dem Oyelege verkauft und musste gehen wohin er mich führte, denn es gab keinen anderen Platz für mich.
Ich ging. Der Morgen dämmerte. Auf den Straßen der Stadt wankten die späten Heimkehrer des Jungen Belfalas nach Hause und schoben die frühen Straßenkehrer ihre Karren. Mich führten meine Augen in ein altes Viertel, das die Zerstörungen der Invasionszeit vor über 20 Jahren überstanden hatte, ein Viertel, dicht bebaut und etwas heruntergekommen.
Meine Augen richteten sich auf eine Haustüre um dort zu verharren. Oberhalb bemerkte ich ein Schild, eine Eule, die eine Pergamentrolle in der einen und einen Federkiel in der anderen Kralle hielt. Ich klopfte zögernd und ein alter Mann öffnete. Er trug einen Schlapphut mit weiter Krempe der sein Gesicht beschattete. Als er mich anblickte wusste ich, dass er durch meine Augen das Mauerwerk des Hauses gegenüber sah. Ein Lächeln huschte durch sein Gesicht als er den Kopf hob, dass ich ihm in die Augen blicken konnte und durch seine Augen sah ich die Dunkelheit des Hauses hinter ihm. „Ja“, sagte er: „Der Oyelege. Er hat bestimmt, dass du bei mir den Beruf des Schreibers erlernen sollst und das du hier leben sollst, bis er etwas anderes entscheidet.“
Er hieß Mercoras Marg. Er stand einem Haus mit einem dutzend Kopisten vor, alten und jungen, Männern und Frauen. Ein altes Paar mit natürlichen Augen besorgten den Umgang mit der Stadt draußen und die täglichen Notwendigkeiten. Ich trat ein wurde Teil dieser Gemeinschaft. Wir sahen mit den Augen des Oyelege und wir schrieben und schrieben.
Zu dieser Zeit wurden Bücher das große Geschäft in Silur. Nach den kriegerischen Jahren unter König Marcor dem Waghalsigen, nach den schlimmen Jahren des Exils, die dem Jahr des Feuers folgten und den mühsamen Jahren des Wiederaufbaus besann sich Silur seiner eigentlichen Stärken, Spiritualität und Magie. Bildung war die Basis von beidem und Bücher begleiteten sie. In den Jahren die kamen erwirtschaftete Mercoras Marg einen gewissen Wohlstand. Er war schon Kopist gewesen, ehe er erblindete und die Augen des Oyelege nahm um nun dieses Scriptorium für ihn zu führen. Einige schlichtere Gemüter unter uns Schreibern waren dankbar für eine trockene Kammer, regelmäßige Mahlzeiten und bescheidenen Lohn für eine einfache Arbeit und malten die Zeichen, die ihnen vorgelegt wurden ab ohne ihren Inhalt zu verstehen. Wer aber von Mercoras Marg die Liebe zu Büchern und Bildung lernte, den unterwies er nach getaner Arbeit in den Künsten des Lesens und Schreibens, in den Wissenschaften und in dem, was er von der Welt wusste, was er aber, wie er einschränken musste, vor allem Büchern entnommen hatte.
Der Oyelege, so sagte Mercoras Marg, ist hungrig nach Wissen, und er scheint durch die Augen, die er uns gegeben hat zu lesen, während wir schreiben. Vielleicht war er einst ein Gott der Gelehrsamkeit, der in den kalten Jahren zwischen Allumeddon und Pondaron Gläubige und Priesterschaft verloren hat und der zu einem geringeren Wesen geschwunden ist dem wenig Macht geblieben ist. Vielleicht ein Dämon oder ein Wesen, so einzigartig, dass es nicht zu klassifizieren ist.
Mercoras hatte vom Oyelege in alten Schriften gelesen und als sein Augenlicht zu schwinden begann und er um Beruf und Zukunft fürchten musste rief er ihn um Hilfe, mit einer Formel, die an einen Kinderreim erinnert und die er, wie vorgeschrieben, auf einem Spiegel schrieb, mit 17 vor dem Spiegel angeordneten Kerzen und bei vollem Dunkelmond:
Qyelege gib mir Augen,
und dann will ich an Dich glauben.
Oyelege lass mich sehen,
dass Du kannst die Welt verstehen.
Der Oyelege kam und nahm die erblindenden Augen aus seinem Fleisch und ersetzte sie durch die harten, kalten Kugeln, die ihm nun das Sehen ermöglichen. So verkaufte sich Mercoras dem Oyelege, so konnte er wieder sehen und so war er ihm fortan verpflichtet. Seine wundersame Heilung blieb nicht unbemerkt und andere Blinde, denen Heiler, Priester und Druiden nicht helfen konnten flehten Mercoras an, das Geheimnis seiner Gesundung zu verraten. So wurden weitere Blinde mit Hilfe des Oyelege sehend und gleich mir wurden sie von ihm zu Mercoras geführt. Denn der Oyelege hat Macht über unsere Augen, er kann sie wenden und unsere Aufmerksamkeit auf Dinge richten, er kann uns Zeichen sehen lassen, denen wir folgen müssen um seinen Willen zu tun. So entstand, nach dem Willen des Oyelege das Scriptorium, von diesem Wesen aus dem Dunkel des Hintergrundes geführt, mit seiner heimlichen Gemeinschaft von Blinden, die sehend geworden waren. Blinde oder sehende, niemand sprach über den Oyelege. Er schien nicht gut zu sein und deswegen blieb seine Hilfe ein Geheimnis seiner Gemeinschaft und wer sich ihm widersetzte dem fielen die Kugeln. die ihm der Oyelege zum Sehen verkauft hatte aus dem Kopf und er verlor sein Augenlicht für immer.
Das Scriptorium des Oyelege
Mercoras lehrte, dass es auf Silur andere Gemeinschaften gleich der unseren gibt. Manche sind verborgen und geheim, andere versteckt und unauffällig, manche sogar offen auftretend und weithin bekannt. Alle ihre Mitglieder werden von den Silurern als Schamanen bezeichnet und sie alle werden zur Hohen Kheitara von den Bleiunaussprechbaren gerechnet werden und alle sind einem Patron wie dem Oyelege verpflichtet. Doch es gibt keine Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften. Alle agieren nebeneinander und für sich alleine, nur ihrem Patron gehorchend.
Das Scriptorium steht auf den Grundmauern eines älteren Haus und das wiederum auf den Ruinen eines Vorgängerbaues. Vom Erdgeschoss abwärts steigend gelangt man in den Vorratskeller. Eine weitere Treppe tiefer gibt es ein Gewölbe mit vielen Nischen in den Wänden, vielleicht vor Generationen ein Kolumbarium für die Toten der Metropole Belfalas. In einer Ecke dieses untermyranischen Friedhofs gelangt man mit Hilfe einer Leiter in eine dritte Tiefe, in eine unregelmäßige Höhle, vielleicht vom Ersten Volke Silurs zur Stätte seiner Begräbnisse gewählt. Das ist die Bibliothek der Urnen, denn Urnen stehen hier dicht an dicht, beschriftet mit den Runen des Ersten Volkes, gefüllt mit dem Leichenbrand seiner Toten und bewohnt von Geistern. Hier mögen vor Ewigkeiten Gläubige des Oyelege bestattet worden sein.
Manchen unserer Gemeinschaft und so eines Tages auch mich führte er in die Tiefe, dass wir in der Dunkelheit das Ohr an eine Urne legen um das Wissen eines Toten zu hören und niederzuschreiben. Mir will es scheinen, die Toten können nicht schreiben und der Oyelege kann nicht hören. Die Worte der Toten sind verwirrend, ihre Worte altertümlich und wenn von ihnen viele gemeinsam in einer Urne bestattet worden waren sprechen sie durcheinander und heischen alle zugleich um Aufmerksamkeit.
Während gewöhnliche Schreibaufträge das Wissen und den Wohlstand unserer Gemeinschaft mehrten blieben die Worte aus der Bibliothek der Urnen die unseren und wurden nicht verbreitet. Mercoras sagte, der Oyelege blicke mit Gefallen aus mir und dass unser Patron bei Zeiten meinen Dienst lohnen würde. Als ich eines Tages in der Bibliothek der Urnen den Geistern lauschte fiel mein Blick auf eine schlichte, angeschlagene Urne aus Ton, in der Finsternis der Höhle beinahe unsichtbar in einem Felsspalt stehend. Ich erkannte das Wirken des Oyelege, trat zu der Urne und griff hinein. Im Leichenbrand tastete ich einen Gegenstand. Ich nahm ihn an mich, und der Oyelege führte mich an meinen Augen zurück ins Scriptorium und in die Kammer, in der Mercoras Marg lebte.
Ich hatte ein kaum handgroßes Gefäß aus Jade erhalten, auf einem schmalen Fuß stehend, bauchig, mit engem Hals, von einem zierlichen Stopfen verschlossen den grüner Siegelwachs hielt. Die größte Weite des Gefäßes zierte Augen in einem umlaufendes Relief. Eine winzige, kostbare Urne. Das also war mein Lohn. Mercoras nickte ernst. „Du weist, wie sie zu benutzen ist. Es ist niemand bei den Toten. Geh also.“
Ich stieg wieder hinab in die dritte Tiefe, löste das Siegel, zog den Stopfen aus dem Gefäß und legt mein Ohr an die Öffnung. Die Worte des Geistes, der aus der kleinen Jadeurne zu mir sprach waren klarer als die anderer Bewohner der unteren Gruft. Er mag ein Hohepriester des Oyelege gewesen sein, von ihm ermächtigt Zauber zu wirken, dessen Asche nach dem Tode ehrfürchtig in dieser kostbaren Urne verwahrt worden ist, damit sein Wissen auch Jahrhunderte nach dem Tode dem Oyelege und seiner Gemeinschaft segensreich sei. Er lehrte mich die Magie des Oyelege.
In den Jahren die kamen, in denen ich schrieb und lernte wurde dem Reich Silur mehr und mehr die Vielfalt seines Volkes, die Vielfalt seiner Kultur, die Vielfalt seines Wissens offenbar. Während wir schrieben las Qyelege was geschah und es schien ihm vielleicht weniger zwingend die Gemeinschaft des Scriptoriums verborgen zu halten. Eines Nachts schrieb er für mich mit grünem Licht seinen Befehl an die Wände der mir nun schon so vertrauten Bibliothek in der dritten Tiefe: „Lebe frei in Ay Knuter By und lerne die Wege der Menschen. Lass dich senden nach Spökelsflei Menden und lese, was sie dort schreiben.“
Die Worte der Geister, die Worte des Oyelege sind oft eigenartig und altertümlich, der Sprache des Ersten Volkes Silurs entnommen. Ay Knuter By war der Name, den sie für Belfalas gebrauchten. Spökelsflei Menden schien ein Ort zu sein, an den ich gehen sollte, doch ich kannte ihn nicht und als ich mit Mercoras Marg über das Erlebnis sprach kannte er ihn ebenfalls nicht.
Doch die erste Anweisung schien uns klar. Ich sollte das Scriptorium verlassen und frei in Belfalas leben. Wir beide wussten um den Wissensdurst unseres Patrons und deshalb schien uns eine Schule als mein neues Heim geeignet. So verließ ich im Jahre 441 n.P. das Scriptorium und wurde Schülerin an der hiesigen Schule der Rechte.
Meine Augen erregten Aufmerksamkeit und gaben Anlass zu Gerede. Doch Silur hatte sich wahrhaft gewandelt und ich glaube, als ich die Schule verließ waren sie nur mehr eine Nebensächlichkeit einer begabten Absolventin, die zum Bedauern ihrer Lehrer die Schule der Rechte nach dem Einjährigen schon wieder verließ. In diesem Jahr, so will es mir scheinen, habe ich jedes Buch der Schulbibliothek aufgeschlagen und viele gelesen. So entdeckte ich in einer zeitgenössisch genannten Schrift, die doch schon über 30 Jahre als war das Wort Spökelsflei ein zweites mal, in einer Beschreibung des Angriffs auf Silur im Jahre des Feuers 407 n.P. Darin nannte ein Zeuge der Invasion aus Morossos, dem gerne als rückständig betrachteten silurischen Gebirgsland die fliegenden Reitechsen der angreifenden Wergols Spökelsfleier.
Erneut redete ich mit Mercoras Marg und wir kamen zu dem Schluss, dass mit Spökelsflei Menden nur eine Bibliothek unter dem Schirm der Spökelsfleier gemeint sein könne, am wahrscheinlichsten die Büchersammlung der Manablanda, der Magierakademie in Marthog, dem Reiche der Wergols auf der Insel Rillanon im Grünen Meer. Ich sollte mich senden lassen und so kamen Mercoras und ich auf die Idee, ein Mandat der Außenechorsa, des Außenministeriums Silurs oder der ALMAKAN, der Magierakademie Silurs anzustreben um eine Gesandte, eine Botschafterin zu sein.
Botschafterin
Ich ging zur Außenechorsa, die für die Beziehungen Silurs zu anderen Reichen zuständig ist und bat um eine Bestellung als Diplomatin an die Zauberschule Manablanda in Marthog auf Rillanon. Gefragt, ob ich nicht besser als Gesandte unserer Magierakademie ALMAKAN reisen könnte antwortete ich, dass ich deren Mandat sicher erst erhalten würde, wenn ich dort bereits als Gesandte des Reiches Silur vorstellen würde. Die Magister der ALMAKAN würden mich sicher, obwohl Schamanin, als Gesandte akzeptieren, wenn ich als Diplomatin Silurs vor sie träte. Auf die despektierliche Behauptung, dass Schamanen häufig durch undiplomatisches Verhalten auffallen würden entgegnete ich, dass ich mich häufig gut benehmen könne und alleine dann nicht, wenn es erforderlich sei. Die Zweifel der Außenkammer an meiner Eignung zur Diplomatin standen den Pal da Echorsa, den Mitgliedern der Kammer in die Gesichter geschrieben, aber sie fanden keine stichhaltigen Argumente, die gegen mich sprachen und so wurde ich in den Kreis der Diplomaten Silurs aufgenommen.
Frisch ernannt trat ich vor den Magistrat der ALMAKAN. Dort stelle mich Magister Magistri Eger Makalu, der Leiter der Akademie vor: „Das ist Yonda Tossendahl, Schamanin, Diplomatin, Schülerin, Abenteurerin. So fasst sie ihren Werdegang und ihre Absichten zusammen.“
Ich trat vor die Versammlung, eine mittelgroße, sehr schlanke Frau mit schulterlangen, sehr dunkle Haaren. Ich schloss die Augen, als ich durch den Streifen Tageslicht trat, der aus einem Silurischen Fenster auf das Rednerpult fiel und wählte einen Platz daneben um die Helle zu vermeiden.
Die Damen und Herren Magier wirkten neugierig und irritiert zugleich. Bei der Gründung ihrer Akademie haben sie auf alle Zauberwirker Silurs zuzugehen wollen um mit ihnen zusammen zu arbeiten. Das war mit Priestern und Druiden gelungen und die Denapriesterin Bocka Holt und der Druide Krin Eschschallam konnten als Lehrer gewonnen werden. Alleine die Schamanen wahrten Abstand und mit ihnen konnte ein gedeihliches Miteinander bisher nicht arrangiert werden.
Ich dankte Eger Makalu für seine Vorstellung und kam umgehend zu meinem Anliegen. „Die Stunde ist fortgeschritten, das Mittagsmahl wartet und andere Anliegen haben bereits viel Zeit und Energie gekostet. Ich bin von der Außenechorsa Silurs beauftragt worden, als Diplomatin das Verhältnis zur Manablanda zu pflegen. Ich bitte um eine entsprechende Beauftragung auch durch die ALMAKAN.“
Die Reaktionen im Plenum spannten zwischen Ablehnung und Empörung. „Das sind allerübelste Dämonisten, Abhängige der Wergols des Seth, Feinde Silurs und des Kaiserreiches von jeher, mit denen wollen wir nicht zusammenarbeiten, die wollen wir vernichten“, brüllte eine empörte Frau, die irritierenderweise von einer Hirschkuh begleitet wurde, welche, so schien es mir, mich ablehnend ansah.
„Ist denn kein Magier bereit, diesen Posten zu übernehmen, sollten wir uns denn entscheiden ihn zu besetzen?“, wollte ein uralter und und in eine sehr konservativ geschnittene Robe gehüllter Magister wissen und deutete damit an, dass er diese Aufgabe keineswegs übernehmen möchte.
Diese Reaktionen hatte Magister Magistri Eger Makalu erwartet. Als er zuvor mit mir sprach warnte er, dass heftige Ablehnung und Zweifel die erste Reaktion des Magistrats sein würden, dass ich aber dennoch mit der Ernennung zur Botschafterin der ALMAKAN rechnen könne. „Geschätzte Kollegen“, beschwichtigte er die Versammlung: „Ich bitte zu berücksichtigen, dass wir uns seit einigen Jahren mühen, die Beziehungen zwischen den Magierakademien Myras zu vertiefen. Zugleich möchte ich daran erinnern, dass unsere Erfolge bisher bescheiden sind. Von der Manablanda ist immerhin Aimatos, unser Magister Sanguinis zu uns gestoßen. Das möchte ich als gutes Zeichen werten. Mein Vorgänger im Amte, Magister Emeritus Vallö Kalundgrag tut sich in in der hoch angesehenen Zauberschule Esoteria schwer, die Zauberschule der Elfen im Tal des Lebens ist uns als Menschen verschlossen, Antworten aus Hermund und von der Schule der Theoretischen Magie in Bakanasan sind gar vollständig ausgeblieben. „Die Bakanasani können wohl gar nicht zaubern“, spottet ein altgedienter Magister mit meckerndem Lachen und löste ein wenig die Spannung, in dem er mit einem altbackenem Scherz dem Standesdünkel seiner Kollegen schmeichelte.
„Jedenfalls konnte ich in unserem werten Kreise niemanden finden, der bereit ist, das Wagnis einer Reise zur Manablanda einzugehen“, fuhr Eger Makalu fort: „Ich weiß, wie sehr Lehraufträge und Forschungsvorhaben unsere Zeit füllen. Gerade deswegen mag jemand, der nicht zum Magister der ALMAKAN bestellt ist ein besserer Gesandter sein, umso mehr, wenn er gleich uns der Magie mächtig ist und sich als Abenteurer allen Gefahren zu stellen weiß.“ Das Plenum schwieg betreten. Einem Fremden eine Stellung zu verweigern, die kein Eigener will macht einen schlechten Eindruck. Besser also eine Schamanin als gar kein Botschafter.
Die Ruferin mit der Hirschkuh unterbracht die Stille: „Den Dämonenknechten will ich keine Hand reichen“ und blickte sich unter ihren Kollegen nach Unterstützern um. Wenige stimmten zu, einige nickten nachdenklich.
„Wissen wir, dass Dämonen grundsätzlich böse sind? Oder sind sie Individuen? Ist Bosheit nicht individuell? Wissen wir, dass die Personen an der Manablanda Knechte der Dämonen sind?“ Damit gab der Magister Magistri wichtige Fragen zu bedenken. Wesen entsprechend ihrer Art als gut und böse zu klassifizieren wird in Silur seit den Erlebnissen der Aki Eibenblatt und dem erfolgreichen Nebeneinander mit den Dunkelelfen Ersors weithin als falsch betrachtet. Urteile trotz fehlendem Wissen gelten als unakademisch, Wissen zusammenzutragen jedoch als eine zentrale Aufgabe der ALMAKAN.
So stellt stellte schließlich Magister Magistri Eger Makalu folgenden Antrag zur Abstimmung: Ich soll als Gesandte der ALMAKAN zur Manablanda reisen. Mein zentraler Forschungsauftrag sei, die Individualität der Dämonen und ihr Verhältnis zu dem dortigen Personen zu bewerten. Ich soll alles Wissenswerte in Erfahrung bringen und alle Bücher ankaufen oder kopieren, die ich erhalten kann. Weiterhin soll ich den Ort einer Vision finden, welche Vallö Kalundgrag zuteil wurde: Die Schlange - Ein Reiter auf einer fliegenden Schlange hält Wache über einem lesenden jungen Mann“. Sie wird mit der Manablanda in Zusammenhang gebracht, der Reiter auf der fliegenden Schlange als Wergol, der Leser als lernender Magier gesehen. Über all das Wissen, welches ich gewinne soll ich ein Tagebuch führen.
Der Antrag von Eger Makalu wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen und so wurde ich zur Gesandten der ALMAKAN an der Manablanda. Aimatos, der Magister Sanguinis warnte: „Die Manablanda kann ein gefährlicher Ort sein.“ Ich lächelte und machte einen Schritt seitwärts, dass ich mit dem Rücken vor dem Sonnenstrahl stehe, der durch ein Fenster in den Ratssaal fällt. Ich wusste: Mit einem Mal waren meine Augen strahlend hell, es ist, als ob die Sonne durch meine Kopf und das Sonnenlicht aus meinen Augen schien. „Ich danke dir, Magister Aimatos, aber auch ich habe Möglichkeiten“, antwortete ich.
Es war Zeit für den Abschied. Ich erhielt das nötige Gold für die Reise und ein kostbar gebundenes Buch, in dem die ALMAKAN beschrieben ist als Gastgeschenk. Ich ging erneut, nun um für den Oyelege und die Almakan Spökelflei Menden, die Manablanda zu besuchen.
Ich habe meine Heimat bisher nie verlassen und nie den Ozean überquert. Die Reise über die Weite See zur großen Kaiserstadt Chalkis im Frühjahr und Sommer des Jahres 443 n.P. war wüst und wild und ich war froh, nach Monden wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Doch schon ging es weiter, mit mit einem kleineren Schiff durch das ruhigere Grüne Meer zur Metropole Helion auf der Insel Rillanon. Von hier sollten Küstenboote zur Manablanda verkehren. Ich schrieb einen Brief, um meine Ankunft anzukündigen und machte mich auf die Suche nach einem Boot für die Reise entlang der Küste. Ich suchte lange bis ich eine Gelegenheit fand und zahlte schließlich einen Preis, der mir unverschämt schien. „Immer schwere See da“, kommentierte der Kapitän, als er mein Gold nahm. Er hatte recht, sogar die Elemente schienen dem Reisenden den Zugang schwer machen zu wollen. An Deck stehend blickte blickte ich voll Sorge auf die abweisende Küste und meine Zukunft, doch die Augen des Oyelege in meinem Kopf zitterten voll Vorfreude.
[size=150]Yonda Tossendahl[/size]
[b]Kindheit[/b]
Ich wurde im Jahre 419 n.P., im Jahr der Geister in der Silurischen Hauptstadt Belfalas als Blinde in die Familie Tossendahl, einer Familie von Leinewebern hineingeboren. Mein Leben war nicht lieblos, aber es war hart. Sobald ich alt genug war den Webstuhl zu treten und das Schiffchen zu schießen musste ich weben, endlos und monoton. Um weißes Leinen zu weben muss man es nicht sehen.
Eines Nachts erwachte ich. Jemand hielt meine Arme, drückte meinen Rücken auf den Strohsack meiner Bettstatt, jemand öffnete das Lid meines linken Auges. Ich erkannte den Geruch meines Vaters und hörte die Stimme meiner Mutter: „Lieg ruhig, Yonda, es ist besser so.“ Dann spürte ich etwas warmes und feuchtes um mein offen gehaltenes Auge und ein Saugen, einen schrecklichen Schmerz, als mein Auge aus seiner Höhlung glitt und ein Beißen, als es von meinem Körper getrennt wurde und ein Schlucken und ein Schmatzen. Ich wurde weiter gehalten und versank in einem Nebel von Schmerz und Schrecken und die Prozedur wiederholte sich auf der rechten Seite. Etwas Hartes und Kaltes wurde in meine leeren Augenhöhlen gedrückt.
Meine Eltern hatten für mich einen Handel abgeschlossen, dass ich sehen kann, zu meinem Besten, wie sie sagten, einen Handel mit jemandem, den sie den Oyelege nannte, mit einem Wesen, von dem sie gehört hatten, dass es schon anderen Blinden geholfen habe. Ich genas. Ich habe zahlen müssen, mit meinen Augen, „Sie sind wunderschön grün“, pflegte meine Mutter zu sagen, ehe der Oyelege kam. Ich musste zahlen, mit dem Vertrauen zu meinen Eltern, mit dem Vertrauen zu Myra, zu einer Welt, in der ich verraten und verkauft worden war und in der ich nur für meine Arbeit gut war.
Denn mein Vater war in die Fertigung von Wandteppichen eingestiegen, bunten Schaustücken für die Häuser der Reichen, für Tempel und Akademien, einem Geschäft, das viel mehr Gewinn versprach als schlichtes weißes Leinen und er bestimmte, dass ihn alle nach Kräften unterstützen und seine blinde Tochter konnte kein buntes Tuch weben.
Bald konnte ich sehen, mit den fremden, harten, kalten Kugeln, die mir in den Kopf gepresst worden waren. So saß ich erneut am Webstuhl und webte nach farbigen Vorlagen die ein Verleger zusammen mit dem Garn brachte die bunten Teppiche, die der Verleger meinen Vater abkaufte.
Ich musste arbeiten und durfte das Haus nicht verlassen. „Weil du besonders bist“, sagte meine Mutter. Dann wurde mir gesagt, dass diese Kugeln, die ich statt Augen in meinem Kopf trug keine Pupillen zeigten sondern das, was sich hinter meinen Kopf befand. Es war gerade so, als ob sie Fenster wären, durch die man, quer durch meinen Kopf, die Wände, oder das Licht, oder die Dunkelheit der Welt hinter mir sehen könnte. Das war seltsam, wirkte beängstigend, gar dämonisch, und meine Eltern fürchteten das Gerede der Leute. Ich wurde verborgen und webte und webte. Ich gewöhnte mich an diese Dinger in meinem Schädel, welche mir als Augen dienten, auch wenn mir alle Weile bewusst wurde, dass sie kein natürlicher Teil meines Körpers waren.
Die Weberei meines Vaters gedieh, meine jüngeren Geschwister wurden älter und saßen gleich mir am Webstuhl. Über meine Besonderheit, über den Oyelege redete niemand. Als mein 12. Geburtstag bevorstand wurden meine Eltern merkwürdig freundlich, als wussten sie, dass eine schwere Zeit auf mich wartet, welche sie mir erleichtern wollten oder als ob sie mir gegenüber eine Schuld hatten, die sie ausgleichen wollten.
Der Oyelege, so schien es mir, ist wie der Verleger mit den bunten Vorlagen und Garnen ein Kaufmann, ein Kaufmann in Augen und wie alle Kaufleute hat er nie vergessen was ihm zustand. Bei dem Handel, den meine Eltern für mich eingegangen waren war habe ich mit meinen wunderschönen grünen Augen die erste Rate beglichen und an meinem 12. Geburtstag wurde die zweite Rate fällig.
Ich erwachte von einem gleißenden Blitz und einem Druck in meinen Augenhöhlen und diese kalten, harten Kugeln die der Oyelege mir mir für meine Augen gegeben hatte drehten sich gegen meinen Willen zur Türe der Schlafkammer. Ich rief meinen Eltern zu fragen was ist. Meine Mutter verbarg ihr Gesicht und die Züge meines Vaters verhärteten sich. „Du kannst sehen. Du hast hast eine erste Rate mit deinen Augen bezahlt und eine zweite Rate ist jetzt fällig. Du musst gehen, wohin dein Blick Dich führt.“ Gehe also. Dann wendete er sich ab, gerade so, als ob nicht er sondern ich ein Geschäft abgeschlossen hätte. Meine Mutter schluckte. Sie hieß mich, die Schuhe und mein gutes Kleid und den Kapuzenmantel anzuziehen. Dann gab sie mir einen Lederbeutel. Ich spürte Münzen darin. „Dein Erbteil“, sagte meine Mutter leise und unterdrückte ein Schluchzen. Meine Geschwister blickten ratlos. „Jetzt geh“, sagte sie, während mein Vater schwieg. Ich war entlassen und mir blieb nichts als zu gehen. Das, was mir als Augen diente wendete sich zur Türe und ich ging.
[b]Mercoras Marg[/b]
Ich ging durch die Türe und winkt, doch alle hatten sich abgewandt und niemand winkte zu zurück. „Lebewohl“, sagte ich leise, doch sie schwiegen und mir wurde klar, dass ich mit diesen Dingen, die mich sehen ließen schon lange kein Teil dieser Familie war. Ich war dem Oyelege verkauft und musste gehen wohin er mich führte, denn es gab keinen anderen Platz für mich.
Ich ging. Der Morgen dämmerte. Auf den Straßen der Stadt wankten die späten Heimkehrer des Jungen Belfalas nach Hause und schoben die frühen Straßenkehrer ihre Karren. Mich führten meine Augen in ein altes Viertel, das die Zerstörungen der Invasionszeit vor über 20 Jahren überstanden hatte, ein Viertel, dicht bebaut und etwas heruntergekommen.
Meine Augen richteten sich auf eine Haustüre um dort zu verharren. Oberhalb bemerkte ich ein Schild, eine Eule, die eine Pergamentrolle in der einen und einen Federkiel in der anderen Kralle hielt. Ich klopfte zögernd und ein alter Mann öffnete. Er trug einen Schlapphut mit weiter Krempe der sein Gesicht beschattete. Als er mich anblickte wusste ich, dass er durch meine Augen das Mauerwerk des Hauses gegenüber sah. Ein Lächeln huschte durch sein Gesicht als er den Kopf hob, dass ich ihm in die Augen blicken konnte und durch seine Augen sah ich die Dunkelheit des Hauses hinter ihm. „Ja“, sagte er: „Der Oyelege. Er hat bestimmt, dass du bei mir den Beruf des Schreibers erlernen sollst und das du hier leben sollst, bis er etwas anderes entscheidet.“
Er hieß Mercoras Marg. Er stand einem Haus mit einem dutzend Kopisten vor, alten und jungen, Männern und Frauen. Ein altes Paar mit natürlichen Augen besorgten den Umgang mit der Stadt draußen und die täglichen Notwendigkeiten. Ich trat ein wurde Teil dieser Gemeinschaft. Wir sahen mit den Augen des Oyelege und wir schrieben und schrieben.
Zu dieser Zeit wurden Bücher das große Geschäft in Silur. Nach den kriegerischen Jahren unter König Marcor dem Waghalsigen, nach den schlimmen Jahren des Exils, die dem Jahr des Feuers folgten und den mühsamen Jahren des Wiederaufbaus besann sich Silur seiner eigentlichen Stärken, Spiritualität und Magie. Bildung war die Basis von beidem und Bücher begleiteten sie. In den Jahren die kamen erwirtschaftete Mercoras Marg einen gewissen Wohlstand. Er war schon Kopist gewesen, ehe er erblindete und die Augen des Oyelege nahm um nun dieses Scriptorium für ihn zu führen. Einige schlichtere Gemüter unter uns Schreibern waren dankbar für eine trockene Kammer, regelmäßige Mahlzeiten und bescheidenen Lohn für eine einfache Arbeit und malten die Zeichen, die ihnen vorgelegt wurden ab ohne ihren Inhalt zu verstehen. Wer aber von Mercoras Marg die Liebe zu Büchern und Bildung lernte, den unterwies er nach getaner Arbeit in den Künsten des Lesens und Schreibens, in den Wissenschaften und in dem, was er von der Welt wusste, was er aber, wie er einschränken musste, vor allem Büchern entnommen hatte.
Der Oyelege, so sagte Mercoras Marg, ist hungrig nach Wissen, und er scheint durch die Augen, die er uns gegeben hat zu lesen, während wir schreiben. Vielleicht war er einst ein Gott der Gelehrsamkeit, der in den kalten Jahren zwischen Allumeddon und Pondaron Gläubige und Priesterschaft verloren hat und der zu einem geringeren Wesen geschwunden ist dem wenig Macht geblieben ist. Vielleicht ein Dämon oder ein Wesen, so einzigartig, dass es nicht zu klassifizieren ist.
Mercoras hatte vom Oyelege in alten Schriften gelesen und als sein Augenlicht zu schwinden begann und er um Beruf und Zukunft fürchten musste rief er ihn um Hilfe, mit einer Formel, die an einen Kinderreim erinnert und die er, wie vorgeschrieben, auf einem Spiegel schrieb, mit 17 vor dem Spiegel angeordneten Kerzen und bei vollem Dunkelmond:
Qyelege gib mir Augen,
und dann will ich an Dich glauben.
Oyelege lass mich sehen,
dass Du kannst die Welt verstehen.
Der Oyelege kam und nahm die erblindenden Augen aus seinem Fleisch und ersetzte sie durch die harten, kalten Kugeln, die ihm nun das Sehen ermöglichen. So verkaufte sich Mercoras dem Oyelege, so konnte er wieder sehen und so war er ihm fortan verpflichtet. Seine wundersame Heilung blieb nicht unbemerkt und andere Blinde, denen Heiler, Priester und Druiden nicht helfen konnten flehten Mercoras an, das Geheimnis seiner Gesundung zu verraten. So wurden weitere Blinde mit Hilfe des Oyelege sehend und gleich mir wurden sie von ihm zu Mercoras geführt. Denn der Oyelege hat Macht über unsere Augen, er kann sie wenden und unsere Aufmerksamkeit auf Dinge richten, er kann uns Zeichen sehen lassen, denen wir folgen müssen um seinen Willen zu tun. So entstand, nach dem Willen des Oyelege das Scriptorium, von diesem Wesen aus dem Dunkel des Hintergrundes geführt, mit seiner heimlichen Gemeinschaft von Blinden, die sehend geworden waren. Blinde oder sehende, niemand sprach über den Oyelege. Er schien nicht gut zu sein und deswegen blieb seine Hilfe ein Geheimnis seiner Gemeinschaft und wer sich ihm widersetzte dem fielen die Kugeln. die ihm der Oyelege zum Sehen verkauft hatte aus dem Kopf und er verlor sein Augenlicht für immer.
[b]Das Scriptorium des Oyelege[/b]
Mercoras lehrte, dass es auf Silur andere Gemeinschaften gleich der unseren gibt. Manche sind verborgen und geheim, andere versteckt und unauffällig, manche sogar offen auftretend und weithin bekannt. Alle ihre Mitglieder werden von den Silurern als Schamanen bezeichnet und sie alle werden zur Hohen Kheitara von den Bleiunaussprechbaren gerechnet werden und alle sind einem Patron wie dem Oyelege verpflichtet. Doch es gibt keine Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften. Alle agieren nebeneinander und für sich alleine, nur ihrem Patron gehorchend.
Das Scriptorium steht auf den Grundmauern eines älteren Haus und das wiederum auf den Ruinen eines Vorgängerbaues. Vom Erdgeschoss abwärts steigend gelangt man in den Vorratskeller. Eine weitere Treppe tiefer gibt es ein Gewölbe mit vielen Nischen in den Wänden, vielleicht vor Generationen ein Kolumbarium für die Toten der Metropole Belfalas. In einer Ecke dieses untermyranischen Friedhofs gelangt man mit Hilfe einer Leiter in eine dritte Tiefe, in eine unregelmäßige Höhle, vielleicht vom Ersten Volke Silurs zur Stätte seiner Begräbnisse gewählt. Das ist die Bibliothek der Urnen, denn Urnen stehen hier dicht an dicht, beschriftet mit den Runen des Ersten Volkes, gefüllt mit dem Leichenbrand seiner Toten und bewohnt von Geistern. Hier mögen vor Ewigkeiten Gläubige des Oyelege bestattet worden sein.
Manchen unserer Gemeinschaft und so eines Tages auch mich führte er in die Tiefe, dass wir in der Dunkelheit das Ohr an eine Urne legen um das Wissen eines Toten zu hören und niederzuschreiben. Mir will es scheinen, die Toten können nicht schreiben und der Oyelege kann nicht hören. Die Worte der Toten sind verwirrend, ihre Worte altertümlich und wenn von ihnen viele gemeinsam in einer Urne bestattet worden waren sprechen sie durcheinander und heischen alle zugleich um Aufmerksamkeit.
Während gewöhnliche Schreibaufträge das Wissen und den Wohlstand unserer Gemeinschaft mehrten blieben die Worte aus der Bibliothek der Urnen die unseren und wurden nicht verbreitet. Mercoras sagte, der Oyelege blicke mit Gefallen aus mir und dass unser Patron bei Zeiten meinen Dienst lohnen würde. Als ich eines Tages in der Bibliothek der Urnen den Geistern lauschte fiel mein Blick auf eine schlichte, angeschlagene Urne aus Ton, in der Finsternis der Höhle beinahe unsichtbar in einem Felsspalt stehend. Ich erkannte das Wirken des Oyelege, trat zu der Urne und griff hinein. Im Leichenbrand tastete ich einen Gegenstand. Ich nahm ihn an mich, und der Oyelege führte mich an meinen Augen zurück ins Scriptorium und in die Kammer, in der Mercoras Marg lebte.
Ich hatte ein kaum handgroßes Gefäß aus Jade erhalten, auf einem schmalen Fuß stehend, bauchig, mit engem Hals, von einem zierlichen Stopfen verschlossen den grüner Siegelwachs hielt. Die größte Weite des Gefäßes zierte Augen in einem umlaufendes Relief. Eine winzige, kostbare Urne. Das also war mein Lohn. Mercoras nickte ernst. „Du weist, wie sie zu benutzen ist. Es ist niemand bei den Toten. Geh also.“
Ich stieg wieder hinab in die dritte Tiefe, löste das Siegel, zog den Stopfen aus dem Gefäß und legt mein Ohr an die Öffnung. Die Worte des Geistes, der aus der kleinen Jadeurne zu mir sprach waren klarer als die anderer Bewohner der unteren Gruft. Er mag ein Hohepriester des Oyelege gewesen sein, von ihm ermächtigt Zauber zu wirken, dessen Asche nach dem Tode ehrfürchtig in dieser kostbaren Urne verwahrt worden ist, damit sein Wissen auch Jahrhunderte nach dem Tode dem Oyelege und seiner Gemeinschaft segensreich sei. Er lehrte mich die Magie des Oyelege.
In den Jahren die kamen, in denen ich schrieb und lernte wurde dem Reich Silur mehr und mehr die Vielfalt seines Volkes, die Vielfalt seiner Kultur, die Vielfalt seines Wissens offenbar. Während wir schrieben las Qyelege was geschah und es schien ihm vielleicht weniger zwingend die Gemeinschaft des Scriptoriums verborgen zu halten. Eines Nachts schrieb er für mich mit grünem Licht seinen Befehl an die Wände der mir nun schon so vertrauten Bibliothek in der dritten Tiefe: „Lebe frei in Ay Knuter By und lerne die Wege der Menschen. Lass dich senden nach Spökelsflei Menden und lese, was sie dort schreiben.“
Die Worte der Geister, die Worte des Oyelege sind oft eigenartig und altertümlich, der Sprache des Ersten Volkes Silurs entnommen. Ay Knuter By war der Name, den sie für Belfalas gebrauchten. Spökelsflei Menden schien ein Ort zu sein, an den ich gehen sollte, doch ich kannte ihn nicht und als ich mit Mercoras Marg über das Erlebnis sprach kannte er ihn ebenfalls nicht.
Doch die erste Anweisung schien uns klar. Ich sollte das Scriptorium verlassen und frei in Belfalas leben. Wir beide wussten um den Wissensdurst unseres Patrons und deshalb schien uns eine Schule als mein neues Heim geeignet. So verließ ich im Jahre 441 n.P. das Scriptorium und wurde Schülerin an der hiesigen Schule der Rechte.
Meine Augen erregten Aufmerksamkeit und gaben Anlass zu Gerede. Doch Silur hatte sich wahrhaft gewandelt und ich glaube, als ich die Schule verließ waren sie nur mehr eine Nebensächlichkeit einer begabten Absolventin, die zum Bedauern ihrer Lehrer die Schule der Rechte nach dem Einjährigen schon wieder verließ. In diesem Jahr, so will es mir scheinen, habe ich jedes Buch der Schulbibliothek aufgeschlagen und viele gelesen. So entdeckte ich in einer zeitgenössisch genannten Schrift, die doch schon über 30 Jahre als war das Wort Spökelsflei ein zweites mal, in einer Beschreibung des Angriffs auf Silur im Jahre des Feuers 407 n.P. Darin nannte ein Zeuge der Invasion aus Morossos, dem gerne als rückständig betrachteten silurischen Gebirgsland die fliegenden Reitechsen der angreifenden Wergols Spökelsfleier.
Erneut redete ich mit Mercoras Marg und wir kamen zu dem Schluss, dass mit Spökelsflei Menden nur eine Bibliothek unter dem Schirm der Spökelsfleier gemeint sein könne, am wahrscheinlichsten die Büchersammlung der Manablanda, der Magierakademie in Marthog, dem Reiche der Wergols auf der Insel Rillanon im Grünen Meer. Ich sollte mich senden lassen und so kamen Mercoras und ich auf die Idee, ein Mandat der Außenechorsa, des Außenministeriums Silurs oder der ALMAKAN, der Magierakademie Silurs anzustreben um eine Gesandte, eine Botschafterin zu sein.
[b]Botschafterin[/b]
Ich ging zur Außenechorsa, die für die Beziehungen Silurs zu anderen Reichen zuständig ist und bat um eine Bestellung als Diplomatin an die Zauberschule Manablanda in Marthog auf Rillanon. Gefragt, ob ich nicht besser als Gesandte unserer Magierakademie ALMAKAN reisen könnte antwortete ich, dass ich deren Mandat sicher erst erhalten würde, wenn ich dort bereits als Gesandte des Reiches Silur vorstellen würde. Die Magister der ALMAKAN würden mich sicher, obwohl Schamanin, als Gesandte akzeptieren, wenn ich als Diplomatin Silurs vor sie träte. Auf die despektierliche Behauptung, dass Schamanen häufig durch undiplomatisches Verhalten auffallen würden entgegnete ich, dass ich mich häufig gut benehmen könne und alleine dann nicht, wenn es erforderlich sei. Die Zweifel der Außenkammer an meiner Eignung zur Diplomatin standen den Pal da Echorsa, den Mitgliedern der Kammer in die Gesichter geschrieben, aber sie fanden keine stichhaltigen Argumente, die gegen mich sprachen und so wurde ich in den Kreis der Diplomaten Silurs aufgenommen.
Frisch ernannt trat ich vor den Magistrat der ALMAKAN. Dort stelle mich Magister Magistri Eger Makalu, der Leiter der Akademie vor: „Das ist Yonda Tossendahl, Schamanin, Diplomatin, Schülerin, Abenteurerin. So fasst sie ihren Werdegang und ihre Absichten zusammen.“
Ich trat vor die Versammlung, eine mittelgroße, sehr schlanke Frau mit schulterlangen, sehr dunkle Haaren. Ich schloss die Augen, als ich durch den Streifen Tageslicht trat, der aus einem Silurischen Fenster auf das Rednerpult fiel und wählte einen Platz daneben um die Helle zu vermeiden.
Die Damen und Herren Magier wirkten neugierig und irritiert zugleich. Bei der Gründung ihrer Akademie haben sie auf alle Zauberwirker Silurs zuzugehen wollen um mit ihnen zusammen zu arbeiten. Das war mit Priestern und Druiden gelungen und die Denapriesterin Bocka Holt und der Druide Krin Eschschallam konnten als Lehrer gewonnen werden. Alleine die Schamanen wahrten Abstand und mit ihnen konnte ein gedeihliches Miteinander bisher nicht arrangiert werden.
Ich dankte Eger Makalu für seine Vorstellung und kam umgehend zu meinem Anliegen. „Die Stunde ist fortgeschritten, das Mittagsmahl wartet und andere Anliegen haben bereits viel Zeit und Energie gekostet. Ich bin von der Außenechorsa Silurs beauftragt worden, als Diplomatin das Verhältnis zur Manablanda zu pflegen. Ich bitte um eine entsprechende Beauftragung auch durch die ALMAKAN.“
Die Reaktionen im Plenum spannten zwischen Ablehnung und Empörung. „Das sind allerübelste Dämonisten, Abhängige der Wergols des Seth, Feinde Silurs und des Kaiserreiches von jeher, mit denen wollen wir nicht zusammenarbeiten, die wollen wir vernichten“, brüllte eine empörte Frau, die irritierenderweise von einer Hirschkuh begleitet wurde, welche, so schien es mir, mich ablehnend ansah.
„Ist denn kein Magier bereit, diesen Posten zu übernehmen, sollten wir uns denn entscheiden ihn zu besetzen?“, wollte ein uralter und und in eine sehr konservativ geschnittene Robe gehüllter Magister wissen und deutete damit an, dass er diese Aufgabe keineswegs übernehmen möchte.
Diese Reaktionen hatte Magister Magistri Eger Makalu erwartet. Als er zuvor mit mir sprach warnte er, dass heftige Ablehnung und Zweifel die erste Reaktion des Magistrats sein würden, dass ich aber dennoch mit der Ernennung zur Botschafterin der ALMAKAN rechnen könne. „Geschätzte Kollegen“, beschwichtigte er die Versammlung: „Ich bitte zu berücksichtigen, dass wir uns seit einigen Jahren mühen, die Beziehungen zwischen den Magierakademien Myras zu vertiefen. Zugleich möchte ich daran erinnern, dass unsere Erfolge bisher bescheiden sind. Von der Manablanda ist immerhin Aimatos, unser Magister Sanguinis zu uns gestoßen. Das möchte ich als gutes Zeichen werten. Mein Vorgänger im Amte, Magister Emeritus Vallö Kalundgrag tut sich in in der hoch angesehenen Zauberschule Esoteria schwer, die Zauberschule der Elfen im Tal des Lebens ist uns als Menschen verschlossen, Antworten aus Hermund und von der Schule der Theoretischen Magie in Bakanasan sind gar vollständig ausgeblieben. „Die Bakanasani können wohl gar nicht zaubern“, spottet ein altgedienter Magister mit meckerndem Lachen und löste ein wenig die Spannung, in dem er mit einem altbackenem Scherz dem Standesdünkel seiner Kollegen schmeichelte.
„Jedenfalls konnte ich in unserem werten Kreise niemanden finden, der bereit ist, das Wagnis einer Reise zur Manablanda einzugehen“, fuhr Eger Makalu fort: „Ich weiß, wie sehr Lehraufträge und Forschungsvorhaben unsere Zeit füllen. Gerade deswegen mag jemand, der nicht zum Magister der ALMAKAN bestellt ist ein besserer Gesandter sein, umso mehr, wenn er gleich uns der Magie mächtig ist und sich als Abenteurer allen Gefahren zu stellen weiß.“ Das Plenum schwieg betreten. Einem Fremden eine Stellung zu verweigern, die kein Eigener will macht einen schlechten Eindruck. Besser also eine Schamanin als gar kein Botschafter.
Die Ruferin mit der Hirschkuh unterbracht die Stille: „Den Dämonenknechten will ich keine Hand reichen“ und blickte sich unter ihren Kollegen nach Unterstützern um. Wenige stimmten zu, einige nickten nachdenklich.
„Wissen wir, dass Dämonen grundsätzlich böse sind? Oder sind sie Individuen? Ist Bosheit nicht individuell? Wissen wir, dass die Personen an der Manablanda Knechte der Dämonen sind?“ Damit gab der Magister Magistri wichtige Fragen zu bedenken. Wesen entsprechend ihrer Art als gut und böse zu klassifizieren wird in Silur seit den Erlebnissen der Aki Eibenblatt und dem erfolgreichen Nebeneinander mit den Dunkelelfen Ersors weithin als falsch betrachtet. Urteile trotz fehlendem Wissen gelten als unakademisch, Wissen zusammenzutragen jedoch als eine zentrale Aufgabe der ALMAKAN.
So stellt stellte schließlich Magister Magistri Eger Makalu folgenden Antrag zur Abstimmung: Ich soll als Gesandte der ALMAKAN zur Manablanda reisen. Mein zentraler Forschungsauftrag sei, die Individualität der Dämonen und ihr Verhältnis zu dem dortigen Personen zu bewerten. Ich soll alles Wissenswerte in Erfahrung bringen und alle Bücher ankaufen oder kopieren, die ich erhalten kann. Weiterhin soll ich den Ort einer Vision finden, welche Vallö Kalundgrag zuteil wurde: Die Schlange - Ein Reiter auf einer fliegenden Schlange hält Wache über einem lesenden jungen Mann“. Sie wird mit der Manablanda in Zusammenhang gebracht, der Reiter auf der fliegenden Schlange als Wergol, der Leser als lernender Magier gesehen. Über all das Wissen, welches ich gewinne soll ich ein Tagebuch führen.
Der Antrag von Eger Makalu wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen und so wurde ich zur Gesandten der ALMAKAN an der Manablanda. Aimatos, der Magister Sanguinis warnte: „Die Manablanda kann ein gefährlicher Ort sein.“ Ich lächelte und machte einen Schritt seitwärts, dass ich mit dem Rücken vor dem Sonnenstrahl stehe, der durch ein Fenster in den Ratssaal fällt. Ich wusste: Mit einem Mal waren meine Augen strahlend hell, es ist, als ob die Sonne durch meine Kopf und das Sonnenlicht aus meinen Augen schien. „Ich danke dir, Magister Aimatos, aber auch ich habe Möglichkeiten“, antwortete ich.
Es war Zeit für den Abschied. Ich erhielt das nötige Gold für die Reise und ein kostbar gebundenes Buch, in dem die ALMAKAN beschrieben ist als Gastgeschenk. Ich ging erneut, nun um für den Oyelege und die Almakan Spökelflei Menden, die Manablanda zu besuchen.
Ich habe meine Heimat bisher nie verlassen und nie den Ozean überquert. Die Reise über die Weite See zur großen Kaiserstadt Chalkis im Frühjahr und Sommer des Jahres 443 n.P. war wüst und wild und ich war froh, nach Monden wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Doch schon ging es weiter, mit mit einem kleineren Schiff durch das ruhigere Grüne Meer zur Metropole Helion auf der Insel Rillanon. Von hier sollten Küstenboote zur Manablanda verkehren. Ich schrieb einen Brief, um meine Ankunft anzukündigen und machte mich auf die Suche nach einem Boot für die Reise entlang der Küste. Ich suchte lange bis ich eine Gelegenheit fand und zahlte schließlich einen Preis, der mir unverschämt schien. „Immer schwere See da“, kommentierte der Kapitän, als er mein Gold nahm. Er hatte recht, sogar die Elemente schienen dem Reisenden den Zugang schwer machen zu wollen. An Deck stehend blickte blickte ich voll Sorge auf die abweisende Küste und meine Zukunft, doch die Augen des Oyelege in meinem Kopf zitterten voll Vorfreude.