Kultur aus Sandramoris

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Crynn
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Re: Kultur aus Sandramoris, Was in den Wäldern lebt, Die leere Maske

Beitrag von Crynn »

Sandramoris
Was in den Wäldern lebt
Die leere Maske

Erstaunliche Kräfte birgt die leere Maske. Sie scheint wie von Kinderhand geschaffen, aus grobem Holz geschnitzt.
Wenn man sie betrachtet, scheint nichts Böses, nichts Unheilvolles in ihr zu wohnen. Wie ein Kinderspielzeug ruht sie in deiner Hand.
Und doch versteckt sie unheilvolle gewaltige Mächte. Niemand weiß, wann sie geschaffen wurde, wer sie hergestellt, welches Wesen eine solche Macht besessen hat.
Seit vielen Jahren wird sie nun versteckt in Samala.
Die Amazonen tun gut daran, diese Maske zu verbergen, über ihre Existenz zu schweigen.
Zu groß ist die Macht, die die Maske derjenigen die sie aufzusetzen vermag gibt.

„Nun aber, da die Weise Frau die Maske in ihre Hand nahm, zitterte diese leicht. Zunächst zögerte sie, ob sie die Maske wirklich aufsetzen sollte. Die sie umstehenden Weisen Frauen schauten sie aufforderungsvoll an.
Auf sie war das Los gefallen. Sie war dazu bestimmt worden, das Experiment auszuführen. Aus alten Büchern hatten sie von der Existenz der Maske erfahren. Der Rat der Weisen Frauen war zusammengekommen, gemeinsam hatten sie entschieden, die Maske auszugraben, ihre Mächte zu erforschen.
Das Experiment fand in einer tiefen Höhle an einem geheimen Ort in Sandramoris statt. Viele Monde lang hatten sie sich auf diesen Moment vorbereitet.
Die ausgewählte Weise Frau führte die Maske zu ihrem Gesicht, im letzten Moment verharrte sie. Und dann schien es allen Umstehenden, als würde die Maske sich wie von selbst in ihrer Hand bewegen. Es war ein sonderbarer Anblick, ein Leben lang würden sie dies nicht mehr vergessen.
Während die Maske dem Gesicht der Weisen Frau zustrebte, schien es, als ob sämtliche Blutgefäße und Muskeln im Gesicht der Weisen Frau, die auserwählt worden war, der Maske entgegenkamen. Ein schauerlicher Anblick für sämtliche Umstehenden.
Die Weise Frau fing an zu schreien, als würde sie furchtbare Schmerzen verspüren. Eine der sie beobachtenden Weisen Frauen wollte ihr zu Hilfe eilen, doch sie wurde gestoppt von der Ältesten des Rates.
Mit einem schmatzenden Geräusch verschmolz die leere Maske mit dem Gesicht der Weisen Frau.
Und nun durchlief ein Schauer ihren gesamten Körper, sie zitterte, sie stöhnte. Schreien konnte sie nicht mehr, denn die Maske ließ es nicht zu.
Nach einiger Zeit wurde ihr Körper ganz steif, ihre gesamte Muskulatur schien sich anzuspannen. Kerzengerade stand sie nun da, in ihrem weißen langen Leinenkleid inmitten der anderen Weisen Frauen in der Höhle.
Nun kamen seltsame Laute durch das Loch das die Lippen der Weisen Frau abformte. Solche Laute hatte noch keine der Weisen Frauen vorher jemals gehört.
Ganz langsam hob sie ihre Hände, fast so, als wollte sie eine Segnung vollziehen.
Noch immer verstanden die Weisen Frauen ihre Laute nicht. Die älteste von ihnen ging auf sie zu und berührte sie an der Schulter, um zu sehen wie sie reagieren möge.
Wie ein wütendes Tier drehte sie sich blitzschnell zu ihr um und die Maske offenbarte lange scharfe Zähne, die vorher noch nicht im Mund der Weisen Frau gewohnt hatten.
Sie biss zu und ihre Zähne gruben eine tiefe Fleischwunde in den Arm der Weisen alten Frau. Hätten die anderen Frauen sie nicht festgehalten und von der alten Weisen Frau zurückgezerrt, so hätte sie sie wohl zu Tode gebissen.
Es blieb den Weisen Frauen nichts anderes übrig, als die Weise Frau mit der Maske in Fesseln zu legen und sie dort in der Höhle zu lassen, um sie weiter beobachten zu können.
Die Maske verwuchs immer tiefer mit ihrem Gesicht und ganz langsam schien auch ihr Körper vom Hals an abwärts wie aus Holz geformt. Manchmal durchliefen sie Zuckungen und immer wieder kamen diese seltsamen Laute durch ihren Mund.
Und am dritten Tage dann nahm sie die Gestalt der alten Weisen Frau, die sie gebissen hatte, an. Die Wandlung vollzog sich in der Nacht. Keine der sie bewachenden Weisen Frauen hatte genau gesehen wie es passiert war. Für einen Augenblick hatten sie ihren Blick hin zum Feuer gewandt und in der nächsten Sekunde als Sie wieder zur Bettstadt schauten, auf der sie die Weise Frau mit der Maske gefesselt hatten, lag dort die alte Weise Frau. Sie witterten eine List. Und sie taten gut daran, ihr die Fesseln nicht abzunehmen, so sehr sie auch darum bettelte.
Sie beobachteten sie weiter, flössten ihr warme Suppe, die sie für sie gekocht hatten, und Quellwasser ein. Jede Regung, die sie vollführte, jeden Laut den sie von sich gab, schrieben sie auf eine Schriftrolle, um das Experiment festzuhalten.
Immer wieder bettelte die Gefesselte darum, man möge sie sie doch von den Fesseln befreien. Sie wusste viele Details aus dem Leben der alten Weisen Frau. Sie kannte sämtliche Namen der sie Bewachenden, alle Namen des Rates. Sie hatte Wissen über die geheimsten Wünsche , es schien als kenne sie jede Ecke ihres Geistes, in den sie gekrochen war. Doch dann nach einiger Zeit begann sie sich wieder in die ursprüngliche Weise Frau mit der Maske zurück zu verwandeln. Sie lag dort mit ihrem wie aus Holz scheinenden Körper mit der Maske auf ihrem Gesicht. Die Frauen waren erleichtert, dass sie ihr die Fesseln nicht abgenommen hatten, so sehr und so wehleidig sie auch darum gebettelt hatte.
Um ihr Experiment weiter zu betreiben, brachten sie ihr andere Lebewesen, auch diese wurden von ihr gebissen. Und immer am dritten Tage verwandelte sie sich in das Lebewesen von dem Sie gekostet hatte.
So nahmen die Weisen Frauen an, dass die leere Maske dazu erschaffen worden war, die Gestalt anderer Lebewesen, welcher Form und Art auch immer, anzunehmen.
Und solch eine unheilvolle gefährliche Macht durfte niemand besitzen. Das Geheimnisvolle an dieser Maske war ebenfalls, dass sie nach dem Biss und nach der Verwandlung jedwede Regung der Seele und des Geistes desjenigen den sie gebissen hatte, zu kennen schien. Als wäre sie tief in dessen Seele, in dessen Geist vorgedrungen. Allein durch das Kosten des Blutes, durch den Biss ins Fleisch.
So wird die Maske nun versteckt in den Tiefen der Wälder von Samala.

Nur wenige wissen von ihrer Existenz und doch dringt das Geheimnis immer wieder einmal nach außen. So haben sich im Laufe der Zeit fremde Mächte aufgemacht, die Maske zu suchen.
Deshalb sind die Amazonen weiterhin sehr achtsam, ihre Grenzen zu bewachen. Sandramoris und die Tiefen des Weisen Waldes Samala bergen so viele Geheimnisse und Schätze. Mögen sie alle Zeit bewahrt werden im Bündnis aller Frauen in Sandramoris.“
Crynn
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Re: Kultur aus Sandramoris- Was in den Wäldern lebt - Die Haara

Beitrag von Crynn »

Sandramoris - Was in den Wäldern lebt - Die Haara

Kleine Wesen besiedeln die Baumriesen in Samala. Ihr äußeres Erscheinungsbild gleicht einem dünnen Zweig, deshalb nennt die Bevölkerung sie „Haara“. Bei drohender Gefahr nehmen sie die Farbe des Baumes an, auf dem sie sich gerade befinden und stehen stocksteif.
Ansonsten sind sie sehr gesellig, viel unterwegs, manchmal benutzen sie Vögel als Transportmittel für längere Strecken. Sie sprechen fast alle Sprachen, die in Sandramoris zu hören sind. Dies sind viele, vor allem seit der Odyssee der Frauen.
Fremden gegenüber sind sie zunächst etwas reserviert. Das kann sich schnell ändern, nachdem die Weise Haara, die Seherin ihres Volkes, sich von der Güte der Fremden überzeugt hat. Dazu genügt ihr ein einziger Blick direkt ins Herz. Wie ein Nadelstich dringt der Blick aus ihren grauen kleinen Augen durch das Fleisch. Findet alles, stöbert selbst im Schatten verborgene Geheimnisse auf.
Die Haara sprechen von sich selbst nur als Gruppe, als Gemeinschaft. Individualität ist schwierig für sie. Sie sagen nicht „ Ich“, sondern „ Wir“ , all ihr Tun unterwerfen sie dem Wohlergehen der gesamten Gemeinschaft. So haben sie seit Jahrtausenden überlebt, trotzten Hungersnöten, Angriffen.
In den fernen Tagen der Kältezeit, als durch einen dunklen Zauber, der Weise Wald über Nacht gefror und viele Lebewesen in den darauffolgenden Monden zu Tode kamen, schafften sie es, durch ihren starken Willen, ihre mutigen Herzen und ihren Einfallsreichtum und Erfindergeist, den Zauber zu brechen.
Seit dieser Zeit werden sie von vielen Waldbewohnerinnen in ihre Nachtgebete und Gesänge eingeschlossen: „ Lang leben die Haara“ schallt es zu den runden Monden durch Samala.
Crynn
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Re: Kultur aus Sandramoris, Die Katakomben der Todgeweihten

Beitrag von Crynn »

Sandramoris

Die Katakomben der Todgeweihten

Die kilometerweit verzweigten Katakomben der Todgeweihten befinden sich teilweise unter Samala, dem Weisen Wald in Sandramoris. Der Erzählung nach wurden die labyrinthartigen Gänge von längst ausgestorbenen Wesen erschaffen, riesige Würmer, die sich durch die Erde und das Gestein bewegten. Auf einigen alten Gemälden finden sich erschreckende Bildnisse von ihnen, ihre Körper gleichen Regenwürmern, nur haben sie den Körperumfang gleich mehrerer Baumriesen in Samala, zudem große dunkle Augen, eine Körperöffnung mit spitzen braunen Zähnen und einer langen gezackten Zunge.

Die Amazonen nutzen die Katakomben, seit ihrer Entdeckung, als Begräbnisstätte ihrer Feinde. Und diese waren zahlreich, immer wieder mussten sich die Amazonen auch auf eigenem Boden verteidigen.

Überreste der Mauer mit den versteinerten Männern befinden sich ebenfalls in den Katakomben. Lumos Licht, dass gleißend hell erstrahlte und den Amazonen in letzter Minute zur Rettung verhalf, ist auch heute noch eine Geschichte, die in Sandramoris weiterlebt.

Es wird sich erzählt, die Amazonen hätten ihnen feindlich gesinnte Menschen und auch andere Lebewesen in die Katakomben gelockt. Ihr Tod war unausweichlich, ob er nun durch langsame Qualen oder eine schnelle tödliche List erfolgte. Immer wieder finden sich Fallen in den Gängen, mal ganz offensichtliche, dann verborgene. Es soll Menschen gegeben haben, die sich nach wochenlangem Umherirren selbst in diese Fallen gestürzt hätten, nur um dem drohenden Wahnsinn zu entkommen. Verhungern und verdursten muss dort niemand. Stets stößt man auf Wasser, das sich seinen Weg durch die Gänge bahnt, an vielen Wänden wachsen essbare Flechten und es soll sogar Kammern geben in denen Sträucher wachsen, die wohlschmeckende Beeren hervorbringen.

Überall befinden sich Schädel und Gebeine. Kunstvoll sind sie aufeinandergestapelt, an den Wänden fixiert, in den Nischen teilweise zu unheimlich wirkenden Skulpturen vereint. Es sind Knochen vieler Arten. Einige stammen von Lebewesen, die es schon lange nicht mehr gibt oder die Sandramoris inzwischen den Rücken gekehrt haben, weil sie dort auf ihrer Jagd auf die Amazonen nicht den Erfolg hatten, den sie sich versprochen hatten und selbst zu Gejagten wurden.

In einer Kammer ist das Skelett eines riesigen Drachens zu finden, das in seinen Einzelteilen an die Decke gehängt wurde. Ein unheimlicher Anblick, vor allem wenn durch die Öffnungen (überall befinden sich Luftschächte) Wind dringt und das Skelett im Halbdunkeln zum Schwingen bringt.

Es gibt zwei Eingänge in die Katakomben, beide sind gut getarnt. Früher gerieten manchmal Kinder hinein. Dies sorgte dafür, dass inzwischen nur noch wenige ausgewählte den Zugang zu den Katakomben kennen.

In einem der uralten Bücher der Bibliothek der Weisen Frauen ist zu lesen, dass ein junges Mädchen vor unzähligen Monden aus Versehen in die Katakomben geriet, dort umherirrte und sich über die Jahre in etwas unaussprechliches Dunkles verwandelte. Heute noch können einige Amazonen, wenn sie die Katakomben betreten, das Mädchen hören:

“Ihr leises Weinen hallte durch die Gänge, kam direkt auf mich zu. Ich vernahm ein Murmeln, fremde Worte, die ich nicht verstand. Mit einem Mal fühlte ich eine kalte Faust, die mein Herz umklammerte, mir war, als würde sie in mir nach etwas suchen.”

In den Katakomben der Todgeweihten wohnen unzählige Lebewesen. Insekten, die sich perfekt an die dortigen Lebensbedingungen angepasst haben, wie die schwarz schimmernden Ferfalkäfer, die auf ihren voluminösen Rücken schwere Lasten tragen können und immer wieder durch ihr Wirken knöcherne Skulpturen verändern.

Die Slimspinnen sondern eine klebrige Substanz aus, mit deren Hilfe sie kleinere Knochen durch die Gänge ziehen können. Diese benötigen sie, um ihre zahlreichen Behausungen weiterzubauen.

Sonderlich anzusehen ist der Palanager mit seinen blauen großen Augen direkt über seiner spitzen Nase. Blaues Fell ziert den schmalen, aber muskulösen Körper. Er kann seine Farbe ändern und sich bei Bedarf an die Umgebung anpassen. Ein langer schuppenartiger Schwanz wächst aus seinem Hinterleib. Dieser kann bei Gefahr messerscharfe Dornen ausfahren.

“Lass alle Sehnsucht fahren” steht in einen steinernen Altar eingraviert, der sich in einem der zahlreichen Gänge der Katakomben befindet. Und darunter: “Der du die Hallen durchwandern wirst, die Schatten im Genick. Füge dich deinem Schicksal, dass dich hierhergeleitet hat. Bette dich zur letzten Ruhe mit der Gewissheit, dass dein Licht schon lange vor deinem Eintreten erloschen war. Schlafe den Schlaf der Toten, auf dass du niemals ein anderes Reich als das Dunkle zu betreten vermagst”.
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